Radsport Weyers

 

„E-Bike? Das klingt nach einem Fortbewegungsmittel für unsportliche Zeitgenossen oder Senioren. Wenn schon Fahrrad, dann bitte mit Muskelkraft, sonst kann man ja gleich zum Roller greifen.“

So oder ähnlich lauten gängige Vorurteile über die elektromotorisierten Zweiräder. Um diese auszuräumen, hat uns Tim Weyers, einer der beiden Brüder hinter dem Traditionsgeschäft „Radsport Weyers“ am Bockumer Platz, zu einer ausgedehnten E-Bike-Tour nach Kaiserswerth eingeladen und uns dabei – soviel sei vorweggenommen – eines Besseren belehrt.

Tim Meyers, E-Bike

Tim Weyers ist auch privat begeisterter E-Biker

Wir haben Glück und erwischen den bisher schönsten Tag des Jahres. Die frühlingshafte Mittagssonne wärmt die vom langen und kalten Winter geplagte Seele und weckt die Lust auf Bewegung. Die Radtour, an der neben Tim Weyers auch KR-ONE-Herausgeber Christhard Ulonska und Fotograf Simon Erath teilnehmen, beginnt mit der Auswahl der Räder. Vier verschiedene Modelle hat der E-Bike-Experte Weyers exemplarisch herausgesucht. „Wir verkaufen bereits seit zehn Jahren E-Bikes, schon lange bevor der große Hype kam. Inzwischen gibt es sehr viele verschiedene Modelle. Diese vier hier stellen einen ganz guten Querschnitt dar“, sagt der 34-Jährige, der selbst überzeugter E-Biker ist. Zunächst fällt auf, dass man den Elektromotor und Akku bei allen vier Rädern entgegen aller Erwartungen erst einmal suchen muss. „Längst sind die Akkus derart klein und leistungsfähig, dass man sie im Rahmen verstauen kann, und auch die Motoren fallen kaum mehr auf“, erklärt Weyers.

Tim Weyers, Christhard Ulonska, Marc Christian Pannek

Fahrrad-Experte Tim Weyers, KR-ONE-Herausgeber Christhard Ulonska und KR-ONE-Redakteur Marc Christian Pannek

Christhard Ulonska, zu diesem Zeitpunkt noch bekennender E-Bike-Skeptiker, entscheidet sich zielstrebig für das optisch spektakulärste Bike. Hinter dem Wortungetüm „Turbo Levo FSR Comp 6Fattie“ verbirgt sich ein nicht weniger spektakulär anmutendes motorisiertes Mountainbike der Marke „Specialized“ – Mad Max lässt grüßen. Fotograf Simon Erath wählt das Modell „Turbo“ der gleichen Marke, ein klassisches E-Bike mit kräftigem Heckantrieb. Tim Weyers schwingt sich auf das „Arroyo C7+“ der Marke „Gazelle“, ein E-Bike für City-Touren mit Bosch-Mittelmotor, und ich starte mit dem „Cityzen C8“, einem motorisierten Trekking-Rad, ebenfalls aus dem Hause Gazelle. „Die Räder sind alle auf eine Maximalgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern gedrosselt. Natürlich kann man auch schneller fahren, aber die Unterstützung durch den Motor entfällt ab dieser Geschwindigkeit. Andernfalls bräuchte man eine gesonderte Zulassung“, bemerkt Weyers, während wir uns die Helme aufsetzen und Richtung Rheinbrücke starten.

Schnell wird klar: Wer glaubt, beim E-Bike die Füße hochlegen zu können, irrt gewaltig. Vielmehr lässt sich die am Tacho in ihrer Intensität einstellbare Unterstützung durch den Motor als sanfte Fahrhilfe beschreiben. Die Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde ist ohne große Anstrengung – und gänzlich ohne Motorengeräusch – erreicht und lässt sich bei eingeschaltetem Motor auch problemlos halten. Ganz ohne Muskelkraft bleibt das Rad hingegen stehen. Insbesondere bei Steigungen macht sich die Motorisierung angenehm bemerkbar. „Idealerweise fährt man in einem kleinen Gang bei hoher Trittfrequenz“, merkt der erfahrene Radfahrer Weyers an und ergänzt: „Das schont den Akku, der je nach Modell, Fahrweise und Einstellung bis zu 200 Kilometer hält.“

E-Bike

Wir biegen hinter der Rheinbrücke auf eine neue, noch unbefestigte Fahrradtrasse ab. Hier spielt das für den Stadtverkehr durchaus überdimensionierte Mountainbike sein ganzes Können aus. Problemlos und mit viel Fahrfreude verlässt der KR-ONE-Herausgeber den ohnehin holprigen Weg, saust Böschungen auf und ab und lässt den Rest des Trosses hinter sich – Staubwolke inklusive. „Ich hätte niemals gedacht, dass ein E-Bike so viel Freude machen kann. Es ist echt eine ganz neue Erfahrung. und auch im sportlichen Bereich ergeben sich ganz neue Möglichkeiten“, freut sich der anfängliche Skeptiker bei einer Verschnaufpause auf halber Strecke. Nach einigem Gefachsimpel über die Motorentechnik setzen wir die Tour entlang des Rheins fort – nun wieder auf befestigter Strecke.

„Mit der Zeit wird man immer erfahrener und kann die Unterstützung optimal nutzen und der eigenen Leistungsfähigkeit ‚on the fly‘ anpassen.“

War das Mountainbike zuvor noch das Rad der Wahl, punkten die preislich deutlich günstigeren Trekking- und City-Räder mit ihrem gesteigerten Komfort auf der schnurgeraden Rheinpromenade. Zwar beschleunigen sie nicht ganz so rasant und sind auch nur bedingt Offroad-tauglich, aber eben „komfortabel und ausreichend für den Stadtverkehr“, wie Weyers anmerkt. Im Verlaufe der Tour kristallisiert sich dann immer mehr die eigentliche Stärke der E-Bikes heraus: Die persönliche Reichweite und der eigene Aktionsradius steigen immens. Kommt man an seine konditionelle Grenze, schaltet man kurzerhand den Motor höher. Fühlt man sich unterfordert, schaltet man ihn runter. „Mit der Zeit wird man immer erfahrener und kann die Unterstützung optimal nutzen und der eigenen Leistungsfähigkeit ,on the fly‘ anpassen“, kommentiert Weyers.

Brücke, E-BikesNach etwa 15 Kilometern, die sich in den Beinen wie nur fünf anfühlen, erreichen wir Kaiserswerth, den malerischen Vorort von Düsseldorf, mit seinen urigen Fachwerkhäusern und kleinen Cafés. Bei einem Kaffee am Anleger der Fähre erläutert der E-Bike-Enthusiast Weyers zwei interessante Konzepte: „Zum einen bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, unverbindliche Probefahrten wie diese hier zu machen. Ist die Lust auf ein E-Bike dann geweckt, bieten wir nicht nur gute Preise und einen umfassenden Service, sondern auch die Möglichkeit, E-Bikes zu leasen.“ Das sei besonders für Firmen interessant, die die niedrigen monatlichen Kosten entweder auf die Mitarbeiter umlegen, oder aber steuerlich absetzen können. „Vielleicht ist das ja etwas für unser Team“, überlegt der inzwischen hellauf begeisterte KR-ONE-Herausgeber laut, während wir mit der Fähre auf die Krefelder Rheinseite übersetzen.

 

Auf dem Rheindeich bei Uerdingen herrscht starker Gegenwind, den wir dank Motor-Unterstützung überhaupt nicht bemerken – zum Ärgernis anderer Radler, die heftig in die Pedale treten müssen. Nach 30 Kilometern und etwa zwei Stunden kommen wir wieder am Bockumer Platz an. Am Ende der Tour bleibt neben einem gelungenen Nachmittag die Erkenntnis, dass E-Bikes definitiv nichts mit Faulheit gemein haben oder unsportlich sind. Ob für Sport, Touren oder den Alltag: Die motorisierten Räder liegen zu Recht im Trend, machen Spaß und erweitern auf angenehme und anpassbare Art und Weise den eigenen Aktionsradius. Wir sind begeistert!

Radsport Weyers, Bockumer Platz 5, 47800 Krefeld,
Tel.: 02151 1533365, Web: www.radsport-weyers.de