Mit polizeilicher Hilfe zur heimischen Trutzburg

Einbruchs-Prävention

 

Familie Willinek lebt in einem Reihenhaus am Krefelder Stadtrand. Viel Geld und noch mehr Fleiß haben Vater Fabian und Mutter Eva nach dem Kauf in die Renovierung der in die Jahre gekommenen Immobilie investiert, und so ein Wohlfehlrefugium für sich und Kinder geschaffen. Bereits seit geraumer Zeit trägt sich das Ehepaar mit der Frage nach der Sicherheit der eigenen vier Wände. Deswegen hat es sich dazu entschieden, die technische Beratung des Krefelder Kriminalkommissariats für Kriminalprävention und Opferschutz in Anspruch zu nehmen. Im Rahmen eines individuellen und persönlichen Hausbesuchs werden dabei mögliche Schwachstellen aufgedeckt und Tipps zur mechanischen sowie elektronischen Sicherung gegeben.

Familie Willinek, Eden Nickel

Sicherheitsexperte Eden Nickel übergibt das Beratungsprotokoll an Familie Willinek

Lange muss Eden Nickel, Einbruchspräventions-Experte der Krefelder Polizei, nicht suchen, als er das Haus der Willineks betritt. Gleich nach der Begrüßung an der Tür wird selbige in Augenschein genommen. „Ihre Haustüre verfügt weder über eine Mehrfachverriegelung noch über einen Sperrbügel. Dazu weist der Profilzylinder keinen Bohrschutz auf“, erklärt Nickel, ehe er auf die fehlende Bandseitensicherung und die unzureichende Zugangskontrolle verweist. „Zwar ist es unwahrscheinlich, dass sich ein Einbrecher über die Haustür Zugang zum Objekt verschafft, wenn er es aber versuchen würde, hätte er leichtes Spiel.“ Nickels Rundgang folgt einem routinierten Muster. Zunächst wird die gesamte mechanische Sicherung des Hauses überprüft. Dabei gliedert der 48-Jährige mögliche Angriffspunkte und erfasst die Ist-Situation.

Eden Nickel, Schiebetür

Schiebetüren ohne Sicherung können leicht aufgehebelt werden

Detailliert und mit lebensnahen Beispielen erklärt der Profi, wie Langfinger bestehende Mängel ausnutzen und eben jene durch Austausch oder Nachrüsten abzustellen sind. Bei Familie Willinek stehen vor allem die alten Holzfenster, die Schiebetür zum Garten und die Verbindungstür zwischen Garage und Wohnraum im Fokus der Kritik, da sie keinerlei Einbruchsschutz vorweisen. Ebenfalls bemängelt werden Dachfenster und Kellergitter, allerdings mit abgestufter Dringlichkeit. „Grundsätzlich gilt, es den Einbrechern so schwer wie möglich zu machen“, verrät Nickel und stützt sich dabei auf Studien, „Gelangt ein Täter nicht binnen fünf Minuten ins Haus, bricht er den Versuch in der Regel ab.“ Zu den verschiedenen Vorkehrungen zählen moderne Sicherheitstüren ebenso wie abschließbare Fenstergriffe, Querriegelschlösser, Rollläden, sichere Schließzylinder, Aushebelsperren oder Gitter.

Um die Widerstandsfähigkeit von Türen, Fenstern und Gittern zu standardisieren, hat der Gesetzgeber eine Unterteilung in sogenannte „Resistance Classes“ vorgenommen. In welche Klasse ein Bauteil eingeordnet wird, hängt davon ab, wie lange es einem Angriff mit einem definierten Werkzeug standhält. Die Polizei empfiehlt mindestens Bauteile der Widerstandsklasse 2 (RC2). Diese müssen bei der Verwendung von Schraubendrehern, Zangen und Keilen eine Widerstandszeit von mindestens drei Minuten vorweisen. Einfache Fenster der Klasse RC 1 lassen sich beispielsweise in wenigen Sekunden mit einem Schraubendreher aufhebeln. Der Grund dafür liegt im System für Zapfen und Beschlag. „Bei alten oder billigen Fenstern der Klasse 1 rastet der Zapfen nicht in den Beschlag ein, wohingegen Systeme der Klassen 2 und 3 pilzkopfartige Zapfen haben, die sich formschlüssig in die damit korrespondierenden Beschläge einfügen. Simpel hochdrücken kann man die nicht mehr“, so Nickel weiter. Natürlich seien solche Systeme auch nachrüstbar, aber gerade bei sehr alten Fenstern, wie im Hause Willinek, empfehle sich der komplette Austausch. Für Fenster in Lager- oder Nebenräume seien solide Eisengitter eine gangbare Alternative.

Eden Nickel, Gitter

Gitter sind nur dann ein guter Schutz, wenn sie solide und mehrfach montiert sind

Wer neu baut oder umbaut, sollte von vornherein einer geprüften und zertifizierten einbruchhemmenden Eingangstür (nach DIN EN 1627, Widerstandsklasse RC 2) den Vorzug geben. „Hier ist sichergestellt, dass es in der Gesamtkonstruktion von Türblatt, Zarge, Schloss und Beschlag keinen Schwachpunkt gibt“, sagt Nickel. Kommen solche professionellen Sicherheitstüren nicht in Frage, kann der Hausbesitzer auch hier nachrüsten. Voraussetzung ist allerdings, dass es sich um eine widerstandsfähige Grundkonstruktion handelt. Zudem muss die Nachrüstung für Türblätter, Türrahmen, Türschlösser, Beschläge, Schließbleche und Zusatzsicherungen in ihrer Wirkung sinnvoll aufeinander abgestimmt sein. „Hier sollte man auf jeden Fall den Rat eines Fachbetriebs einholen“, rät der Experte. Nebeneingangstüren, wie die Verbindungstür zwischen Garage und Wohnraum im Hause der jungen Familie, können wirkungsvoll zum Beispiel auch mit massiven Schubriegeln, starken Vorlegestangen oder mit einem Querriegelschloss nachgerüstet werden.

„Simpel, aber effektiv sind etwa helle Scheinwerfer im Garten oder Eingangsbereich, die an Bewegungs-melder gekoppelt sind.“

Verschiedene elektronische Hilfsmittel können den mechanischen Grundschutz ergänzen. „Simpel, aber effektiv sind etwa helle Scheinwerfer im Garten oder Eingangsbereich, die an Bewegungsmelder gekoppelt sind“, veranschaulicht Nickel. Das Resultat: Der Täter erschrickt sich und zieht sich im besten Fall zurück, weil die Gefahr der Entdeckung gestiegen ist. Solche Bewegungsmelder können auch Bestandteil einer intelligenten, vernetzten Hausteuerung sein. Solche modernen Smart-Home-Systeme bieten verschiedene Instrumente zur Einbruchprävention. Im „intelligenten Haus“ arbeitet eine zentrale Steuerungs- und Kommunikationseinheit, die verschiedene Sender und Sensoren im Haus untereinander verbindet. So lassen sich sämtliche Zugänge mit Hilfe von Tür- und Fenstersensoren und eben Bewegungsmeldern überwachen.

Alarm, Technik, KabelSchließlich gibt es noch das große Feld der Überfall- (ÜMA) beziehungsweise Einbruchmeldeanlagen (EMA). „Ihre Aufgabe ist es, einen Eindringling sicher zu erkennen und zu verraten“, sagt Technik-Experte Nickel. Das geschieht entweder, indem Sirenen ordentlich Lärm schlagen oder dadurch, dass die Anlage automatisch Signale an ein Wach- oder Sicherheitsunternehmen meldet.

Im Anschluss an jede Beratung erhält der Beratende ein Protokoll, auf dem minutiös jeder Mangel samt Verbesserungsvorschlag aufgeführt ist. Familie Willinek ist angesichts der Fülle der zu behebende Missstände dankbar und geschockt zugleich. Gemeinsam fasst das Ehepaar einen Plan: „Die nächste Investition fließt in neue Fenster!“ Eine Maßnahme, die Sicherheits-Experte Nickel nur befürworten kann.

Polizeipräsidium Krefeld, Kriminalkommissariat Kriminalprävention/Opferschutz, Technische Beratungsstelle Hansastraße 25, 47799 Krefeld, Tel.:02151/634-4920 u. -4921