Olympionikin Lisa Schmidla startet bei Deutscher Kleinbootmeisterschaft in Krefeld

„Olympia war für mich wie ein langer Zeitraffer. Gerne würde ich die Zeit zurückdrehen können, auf sechs Wochen vor Olympia, um es dann nochmal richtig genießen zu können.“

August 2016. In einer Bucht von Rio de Janeiro fällt der Startschuss. Die Boote setzen sich in Bewegung, werden immer schneller. Die 500-Meter-Marke, Polen führt, Deutschland und Niederlande gleichauf dahinter. Bei 1000 Meter bauen die Polinnen ihre Führung sogar noch aus. 1500 Meter, das polnische Boot ist nach wie vor vorne, aber Deutschland holt Schlag für Schlag auf und plötzlich sind die Zuschauer auf den Rängen lautstark zu hören. Der deutsche Doppelvierer rund um Schlagfrau Lisa Schmidla, setzt sich nach einer atemberaubenden Aufholjagd an die Spitze und holt die Goldmedaille.

Am 5.Juni 1991 erblickt Lisa in Krefeld das Licht der Welt, besucht als Kind die Grundschule und später die Gesamtschule am Kaiserplatz. 2003 beginnt sie mit dem Rudern und sagt von sich, sie sei kein wirklich ehrgeiziger Mensch. Auf einer Skala von eins bis zehn gibt sie sich eine sechs. Fällt allerdings der Startschuss, so wird aus der sechs auch gerne mal eine 15. Es verwundert also nicht, dass sie im Jugendbereich eine Art Medaillen-Abo hat. Mehr als 20 sind es definitiv, die genaue Zahl interessiert die mehrfache deutsche Meisterin aber nicht, denn jahrelang denkt sie nur an das olympische Edelmetall. „Der Berg an Steinen, der einem nach dem Sieg vom Herzen fällt, ist einfach unbeschreiblich groß.“

Ruder, Lisa Schmidlas, Elfrather See

Auf der Krefelder Regattabahn am Elfrather See begann Lisa Schmidlas Ruder-Karriere

Lisa kommt heute aus Dortmund zu unserem Treffen an der Krefelder Regattabahn. Dort lebt sie aktuell, studiert Journalistik und trainiert am Olympiastützpunkt. Mit ihrer direkten und erfrischend ehrlichen Art lässt sie keinen Zweifel daran, wie viel Lust sie jetzt direkt nach dem Training auf diesen Termin hat. Zum Glück ist die etwa 1,72m große Musterathletin darüber hinaus auch noch launisch, denn ihre Laune kippt schnell ins Positive und das Lachen findet mehr und mehr Einzug in ihr Gesicht. Es ist in letzter Zeit alles ein wenig viel. Die ganzen Ehrungen und Termine. Die Abendkleider kann die Blondine mit den vom Wind ins Gesicht gewehten Strähnen einfach nicht mehr sehen. Lisa ist eher der Typ „Bier an der Theke“ als „Prosecco an der Bar“. Nachvollziehbar ist ihr Wunsch, den man in ihrem müden Gesichtsausdruck ablesen kann, nach etwas mehr Ruhe und Zeit. Zeit für Freund, Freunde, Familie und ihr 1100ccm, 180PS Baby. Die leidenschaftliche Bikerin sehnt sich dann und wann nach etwas Normalität. Die letzten Monate waren nicht nur ereignisreich, sondern auch kräftezehrend. Privat sieht sich die 25-jährige Studentin in einer Findungsphase. Sportlich ist Lisa nach wie vor auf Medaillenjagd und sie hat große Lust auf Tokyo 2020. Bis dahin bleibt noch etwas Zeit.

Krefelder Ruder-ClubUnmittelbarer ist da schon die Deutsche Kleinbootmeisterschaft, die vom 21.-23. April 2017 auf der Regattabahn in Krefeld ausgetragen wird. Der ausrichtende Traditionsverein Crefelder Ruder-Club 1883 e.V. (CRC) ist die Topadresse der Ruder- Bundesliga (RBL). In dieser Rennruderserie für Vereins-Achter heißt der Champion bei den Männern seit der Gründung 2009 bis 2016 ausschließlich CRC. Bei den Damen reichte es immerhin zu drei von acht möglichen Titeln. Der älteste Sportverein der City wurde, wie der Name es richtig vermuten lässt, 1883 gegründet und zählt fast 400 aktive und unterstützende Mitglieder. Besonders dabei anzumerken ist, dass ein Drittel der Mitglieder dem Jugendbereich zuzuordnen ist. Ein beachtliches Ergebnis einer intensiven und erfolgreichen Jugendarbeit über viele Jahre hinweg. Gute Arbeit wird ja bekanntlich belohnt und so wundert es nicht, dass 2009 der Titel Bundesnachwuchsstützpunkt völlig zu Recht Einzug in die Seidenstadt erhielt. Ansporn genug für die Vereinsführung um Christoph Lüke, die Nachwuchsarbeit zu intensivieren.

Bei den kommenden Kleinbootmeisterschaften im April werden die Wettkämpfe der Klassen Skuller (1er) und Riemer (2er) ausgetragen. Diese sind nicht nur hockkarätig besetzt, sondern auch extrem wichtig. Hier entscheidet sich, wer in die Boote der Nationalmannschaft kommt. Die Rollsitze sind nur den besten Athletinnen und Athlethen vorbehalten. Den interessierten Zuschauer erwarten also spannende Entscheidungswettkämpfe, gute Stimmung und ein wunderschönes Ambiente.

„Die letzten drei jahre wurde ich bei den deutschen meisterschaften immer zweite. In meiner aktuellen verfassung denke ich, dass da dieses Jahr mehr möglich ist.“

Selbstverständlich wird Olympionikin Lisa Schmidla auch an den Start gehen. Ihr „Heimspiel“ lässt sie auf gar keinen Fall ins Wasser fallen. Sie fühlt sich gut und ihr Körper sendet durchweg positive Signale. Außerdem ist da noch diese eine kleine Sache: „Die letzten drei Jahre wurde ich bei den Deutschen Meisterschaften immer Zweite. In meiner aktuellen Verfassung denke ich, dass da dieses Jahr mehr möglich ist.“ Sie strahlt dabei voller Vorfreude und die 15 auf ihrer inneren Ehrgeiz-Skala ist wieder deutlich zu erkennen. Vom 19.-21 Mai 2017 kommt als kleiner großer Bonus noch die U19 Europameisterschaft dazu. Auch hier wird Goldmedaillengewinnerin Lisa Schmidla vorbeischauen, schließlich muss sie ja wissen, auf wen sie sich in Tokyo freuen darf.

21. bis 23.04.2017 Deutsche Kleinbootmeisterschaft am Elfrather See.
Weitere Informationen unter www.rudern-in-krefeld.de