Manch ein Möbelstück überdauert Generationen. Nicht selten finden sich echte Schätze in Kellern und Dachböden, die durch Erbschaft oder ein Schnäppchen auf dem Trödelmarkt in den Hausstand übergegangen sind. Die Polsterei Gamerschlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Charme dieser Schmuckstücke auch nach Jahrzehnten des Gebrauchs zu erhalten.

 

Polsterei Gamerschlag

Geschäftsführer Alfred Grootens

„Eigentlich gibt es nichts, das wir nicht für unsere Kunden machen können“, erklärt Geschäftsführer Alfred Grootens. Zusammen mit seinem Team arbeitet der 52-Jährige seit vielen Jahren mit allen Polstern, die für mehr Komfort im Alltag sorgen. Während Arbeiten mit Couchgarnituren, Auto- und Motorradsitzen oder Wohnmobilausstattungen täglich angefertigt und repariert werden, stößt der Handwerker gelegentlich auch auf besondere Herausforderungen. Ab und zu werden dem Polsterer echte Antiquitäten zur Restauration in die Hände gegeben. Die Wertschätzung für solche Stücke kommt nicht von ungefähr. Fünf Jahre nachdem sein Vater sich 1978 selbstständig gemacht hatte, stieg Grootens in die Lehre als Polsterer ein und lernte dabei nicht nur das klassische Handwerk von Grund auf. „Mein Vater hat mir einiges mit auf den Weg gegeben. Er vertritt die Philosophie, lieber sorgfältig zu arbeiten und nicht auf das schnelle Geld aus zu sein. Wenn jemand mit einem alten Stuhl zu uns kommt, ist das für den Kunden oft nicht nur ein Stuhl. Es hängen Erinnerungen und Geschichten daran. Dann wäre es schade, wenn ein solches Stück nicht mit dem nötigen Respekt behandelt wird und es nach ein paar Jahren ein weiteres Mal restauriert werden muss“, erklärt Grootens.

Auch das Polsterhandwerk selbst hat eine lange Geschichte. Im Mittelalter genügte es den Reichen und Adeligen irgendwann nicht mehr, nur auf Lamm- oder Schafsfellen zu sitzen. Schnell entwickelten sich erste Polster aus Federn und Stoffen. Heute werden verschiedene Materialien in die einzelnen Arbeitsschritte integriert. Das Aufbereiten eines Stuhlpolsters durchläuft einen langen Prozess. Nachdem der Rahmen des Stuhls entfernt und
von dem vorherigen Bezug befreit wurde, müssen zur Stabilisation Gurte eingewebt und festgetackert werden. Diese können je nach Wunsch aus leistungsfähigem Industriestoff oder aus Naturleinen bestehen. Wenn die
Riemen gespannt sind, folgt eine spezielle Schaumstoff-Auflage, die in den Rahmen geklebt wird. Ist diese fest verbunden, wird zusätzlich eine Watteauflage verwendet. Diese schützt den Bezug vor einer möglichen Abnutzung durch das raue Schaummaterial. Der Überzug selbst kann aus einem Riesensortiment an Stoffen und Ledersorten gewählt werden. Bei Antiquitäten kommt es besonders auf das Material an. Der Bezug ist nach Vollendung das einzige, was sichtbar bleibt. Soll der Stuhl sein altertümliches Flair nicht verlieren, muss ein Überzug aus authentischem Stoff oder echtem Leder angefertigt werden. Auch dieser wird präzise mit Tackernadeln am Stuhl montiert, sodass er genug Spannung aufbaut und keine Wellen wirft. Die gängigste aber durchaus nicht einzige Methode, wie Grootens erklärt: „Wir könnten auch ganz klassisch Nägel verwenden, um alles anzubringen. Das Problem dabei läge allerdings in der Haltbarkeit und dem zusätzlichen Zeitaufwand. Bei echten Antiquitäten gehört das jedoch dazu, will man dem Originalzustand möglichst gerecht werden.“

„Wir stellen unter anderem auch eigene Möbel her. Dazu gehört auch, dass wir schreinern und gut mit Holz umgehen können.“

Hier setzt der Polsterer auf Qualität und Nachhaltigkeit. Beim Einsetzen in das Gestell sieht man die fest eingeschossenen Tackernadeln ohnehin nicht mehr. „Polstern ist nichts anderes, als die Kunst des Versteckens“,
meint der Handwerker lachend. Alles zusammengesetzt, steht das Ergebnis: ein alter Stuhl, dem nicht anzusehen ist, dass er hochmodernen Sitzkomfort bietet. Die einzelnen Abläufe will Grootens auch auf dem Flachsmarkt präsentieren und dabei den Besuchern die Vielfalt und Finessen seines Berufes näherbringen. „Wir stellen unter anderem auch eigene Möbel her. Dazu gehört auch, dass wir schreinern und gut mit Holz umgehen können. Hinzu kommen Näharbeiten und ähnliche Kleinigkeiten, die man im ersten Moment nicht auf dem Schirm hat“, erklärt der Polsterer vor seinem zweiten Jahr auf der Burg Linn: „Es ist schön, wieder etwas dazu beitragen zu können und klassische Handwerksarbeit mit alten Möbelstücken zu zeigen. Viele Menschen sind damit noch nicht in Berührung gekommen und verstehen nicht, welch ein Aufwand eine sorgfältige Restauration von bedeutsamen Stücken mit sich bringt.“ Stücke, von denen der ein oder andere Besucher mit Sicherheit auch einige kennt und Erinnerungen mit ihnen verbindet.

 

 

Polsterei Gamerschlag
Am Pannofen 17-19, 47608 Geldern,
Tel.: 02831/5773
Mail: grootens@polsterei-gamerschlag.de