Wenn die Tage wärmer und länger werden, zieht es Groß und vor allem Klein ins Freie. Nicht jede Familie kann sich glücklich schätzen, einen Garten ihr Eigen zu nennen und ist auf Spielplätze angewiesen. Aber auch diejenigen, die Haus und Grund besitzen, möchten auf Spielplätze als sozialen Raum nicht verzichten. Wir haben uns unter Krefelder Familien umgehört und die Spielplätze der Seidenstadt auf Sicherheit und Spaßfaktor untersucht. Die Tipps, die auf Grundlage dieser Recherche zusammengetragen wurden, möchten wir hier mit Ihnen teilen.
Die guten Nachrichten vorweg: In Sachen Spielplatzangebot befindet sich in Krefeld vieles im Umbruch, jedoch noch lange nicht alles. Einige in die Jahre gekommene Areale werden aufwendig saniert, sei es mit städtischen Mitteln wie derzeit am Uerdinger Rheinufer oder durch private Unterstützung wie am Canisiusplatz in Inrath. Wiederum andere fristen ihr verrostendes Dasein, zum Beispiel an der Buschstraße in Bockum. Das von vielen Familien gefürchtete ,Spritzbesteck‘ wurde an keinem der stichprobenartig unter die Lupe genommenen 20 von insgesamt 161 Krefelder Spielplätzen gefunden, auch konnte keine der befragten Familien darauf hinweisen. Ein positives Signal! Was hingegen häufig auffiel, waren stark verschmutzte Sandkästen, in denen mitunter verdächtige Tütchen und Glasscherben lagen. Dass dies der Fall ist, liegt leider nicht nur an den Verursachern, sondern auch an einer immer wieder beobachteten mangelnden Bereitschaft der Besucher, einen eigenen Beitrag zur Sauberkeit zu leisten und den Abfall zu beseitigen.
Neben der Sauberkeit werden auf die Frage nach der Idealvorstellung eines Spielplatzes regelmäßig die gleichen Kriterien genannt: fußläufig erreichbar sollte er sein und eingezäunt, damit weder Kinder weg- noch unangeleinte Hunde auf ihm herumlaufen können. Auch die Altersempfehlung soll beachtet werden. Was so einfach klingt, ist es in der Realität leider selten. Gerade in der Innenstadt und deren Peripherie fühlen sich viele junge Eltern unwohl und steuern Spielplätze, die als Szenetreff benutzt werden, wie den 2017 sanierten im Kaiser-Friedrich-Hain oder denjenigen im Stadtpark, von vornherein nicht an. Der Spielplatz auf dem Anne-Frank-Platz lädt aufgrund seiner Nähe zur Hochstraße nicht nur Anwohner, sondern auch Stadtbesucher zum Ausruhen während eines Bummels ein. Zumindest in der Theorie; in der Praxis ist er übersät von Zigarettenstummeln, und der große Kletterturm mit Rutsche ist bereits seit Monaten durch Bauzäune gesperrt. Er könnte zu Krefelds Image als familienfreundliche Einkaufsstadt stark beitragen, allerdings nicht in diesem Zustand.
Es gibt noch viel zu tun
Um von solchen Mängeln zu erfahren, hat die Stadt Krefeld bereits 1991 das Ehrenamt der Spielplatzpaten eingeführt, welches die Schnittstelle zwischen den Besuchern und den Verantwortlichen der Spielplätze darstellt. Gut zwei Drittel der Anlagen werden derzeit auf diese Weise betreut. Dass das zuständige Amt auf Hinweise reagiert, zeigen zwei aktuelle Beispiele: Am Fütingsweg wurde jüngst ein Bagger mit einem scharfkantigem Loch ausgetauscht, eine defekte Schaukel wartet noch auf Ersatz, und in Traar wird auf dem Spielplatz Am Schwarzkamp in Bälde der Sand gewechselt. An anderen Stellen dagegen lässt sich nach dem Abbau von Geräten ein Spielplatzschrumpfen ausmachen, so unter anderem auf dem Memeler Platz in Linn. Auch an intakten Arealen fällt Bedenkliches auf: Beispielsweise gibt es zwar viele umzäunte Gelände, jedoch ist unerklärlich, warum manch eine Absperrung gute 30 Zentimeter über dem Boden hängt und somit ein Kleinkind darunter herkriechen kann. Ein weiteres, häufig genanntes Problem ist zwischenmenschlicher Natur, nämlich die Missachtung des den Schildern am Eingang zu entnehmenden ,Spielplatz-Knigge‘: Rauchverbote werden ignoriert, nicht angeleinte Hunde sorgen für Verschmutzungen und greifen bisweilen Besucher an, wie im April diesen Jahres auf dem Blumenplatz geschehen. Selbst ein achtlos geschossener Fußball könnte ein am Boden sitzendes Kind treffen und verletzen, weswegen die Stadt Krefeld in ihrem Informationsportal zu den Spielplätzen eigens auf Bolzplätze hinweist. Hier lässt sich unter anderem auch entnehmen, wo Spielplatzpaten aktiv und Seilbahnen oder Wasseranlagen installiert sind.
Was diese Auflistung vermissen lässt, sind Hinweise auf inklusiv nutzbare Angebote. Selbstverständlich geht man davon aus, dass Spielplätze barrierefrei mit einem Kinderwagen erreichbar sind. Doch während zahlreiche, aber längst nicht alle Wege zu den einzelnen Bereichen gepflastert sind, stehen die Geräte meistens inmitten eines Sandkastens. Was bei einem selbstständig laufenden Kind einen Aufprall abfängt, hindert Rollis auf Eltern- und Kinderseite am Fortkommen. Behindertengerechte Schaukelsitze, die für alle Kinder nutzbar sind und gerade Epileptikern, die jederzeit einen Anfall bekommen können, einen besonderen Halt bieten, gibt es bei uns nicht, um nur ein Beispiel unter vielen zu nennen. Letztlich zeigt die Bestandsaufnahme aber, dass die Krefelder Spielplätze im Schnitt besser sind als ihr Ruf. Drei Beispiele, die einige der gewünschten Kriterien erfüllen, stellen wir hier vor:
Stadtpark Uerdingen
An diesem Spielplatz – der sicher kein Geheimtipp ist – scheiden sich die Geister: Bezeichnen viele Familien ihn als ihren Lieblingsspielplatz, ist er für andere zeitweilig ein No Go. Die Argumente beider Lager sind nach- vollziehbar. Mit insgesamt vier Flächen und einer großen Auswahl an Geräten lässt er die Herzen vom Baby- bis zum jugendlichen Alter höherschlagen. Dabei sind die Areale so sinnvoll nach motorischer Herausforderung aufgeteilt, dass man sich je nach Fähigkeitsstand nicht gegenseitig ins Gehege kommt. Ein Schaukelsitz, auf dem sich ein kleineres Kind gleichzeitig mit einem größeren gen Himmel schwingen kann, ist ein selten gesehenhenes Vergnügen. Allerdings liegt der Sandkasten, das große Herzstück des Spielplatzes, nach allen Seiten abschüssig in einer Art Mulde. Dadurch gelangt an sonnigen Tagen kein Schatten der umstehenden Bäume weit genug in ihn hinein, um das Aufheizen der Metallstangen an den meisten Geräten oder des Sandes zu verhindern. Auch bedeutet der abschüssige Rand, der anstelle eines Zauns eingerichtet wurde, für Rollstuhlfahrer ein unüberwindbares Hindernis – für alle anderen Jungspunde hingegen ein zum Ausbüxen einladendes. Fragwürdig ist ebenso das Kletterhaus im Kleinkinderbereich, welches an beiden Seiten mit ungesicherten breiten Lücken ein hohes Absturzrisiko befürchten lässt – obschon es ein Alter anspricht, in dem sich Kinder schnell und ohne ein Gespür für Gefahrenstellen bewegen. Wünschenswert wäre eine nachträgliche Sicherung sowie die Ergänzung der attraktiven Auswahl durch ein zusätzliches inklusives Spielangebot, das von allen Kindern genutzt werden kann.
- Alles andere als ein Insider-Tipp.
- Kleinkinder sollten hier nicht aus den Augen gelassen werden.
- Die Partner-Schaukel ist ein Alleinstellungsmerkmal.
Nördliche Lohstraße
Dass die Innenstadt auch anders als abschreckend sein kann, beweist dieser Spielplatz: weitestgehend saubere Sandkästen, ein verriegelbares Tor, dazu viele verschiedene Spielmöglichkeiten in gutem Zustand. Ein Highlight für die Jüngsten ist ohne Frage die Wasseranlage, zumindest, wenn sie in Betrieb ist. Besonders erwähnenswert ist hier, dass sie nicht wie auf den meisten anderen Spielplätzen von Sand, sondern von Pflastersteinen umge- ben ist. Somit kann auch ein Kind, das sich im Rollstuhl fortbewegt, diesen unter den Spieltisch schieben und daran gemeinsam mit den anderen Besuchern hemmungslos matschen. Ein befestigter Weg verbindet die nach Altersgruppen getrennten Abschnitte, wobei jeder auch den anderen Kindern Spielmöglichkeiten bietet. Dadurch können beispielsweise jüngere und ältere Geschwister zusammenbleiben und im Auge behalten werden. Die umliegenden Häuser und Bäume spenden ausreichend Schatten, ein kritischer Blick zwischen die Sträucher verrät zwar viele Versteckmöglichkeiten, aufgrund des Hundeverbots besteht jedoch keine ,Tretminen‘-Gefahr. Auch gefährlicher Müll war hier nicht zu sehen, während der Abfalleimer im Eingangsbereich bedauernswerterweise mitunter als Abwurfstelle für Sperrgut verstanden wird.
Am Flohbusch
Im Zuge der Sanierung dieser Anlage im Jahr 2016 wurde offenbar ein Hauptaugenmerk auf die Bedürfnisse der Lauflerner und Spielplatzneulinge gelegt, was viel zu selten geschieht. Mit Nestschaukel, Kleinkindrutsche und Sitzgelegenheiten für kurze Beinchen widmet sie dieser Zielgruppe einen besonders großen Teil. Ein kleines Karussell kann über einen weichen Gummibelag auch von Rollstühlen erreicht und benutzt werden, ebenso die Holzhütte, die über einen Steg direkt vom Pflaster aus befahren werden kann. Damit bietet dieser Spielplatz wesentlich mehr in Hinsicht auf Inklusion als die meisten anderen auf Krefelder Stadtgebiet. ,Kletteraffen‘ finden an einem großen Gerüst mit einer Rutsche ohne Sitzfläche einen beliebten Reiz. Leider vermisst man auch hier trotz der idyllischen Lage im Grünen ausreichend Schatten und auch einen Zaun, wodurch bei jeder Witterung der Weg zum benachbarten Niepkuhlen-Teich offen ist.
- Einladung für geübte Klettermaxen.
- Die Rutsche können auch Laufanfänger selbstständig erreichen.
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