Stadt Krefeld unterstützt gezielt sanierungswillige Hauseigentümer
Die Krefelder Innenstadt hat bei vielen immer noch einen schlechten Ruf: arm, verfallen, hässlich, laut, dreckig, um nur einige Klischees zu nennen. Dabei sind die Quartiere rund um die vier Wälle besser als ihr Ruf. An einigen Stellen sogar viel besser. Der Corneliusplatz oder der Alexanderplatz zum Beispiel müssen sich absolut nicht hinter Krefelds „schönen“ Stadtteilen verstecken. Hier säumen charmante Gründerzeitbauten baumbestandene Plätze. Gebäudestandards und direktes Wohnumfeld sind hier deutlich besser als bereits eine Straße weiter. Allerdings stellt sich die Frage: Sind das bunte Farbkleckse im ansonsten grauen Innenstadtmeer oder sind Corneliusplatz und Co. Vorboten einer lokalen Renaissance des attraktiven Innenstadtwohnens?

Norbert Hudde, Fachbereichsleiter Stadtplanung
Sowohl als auch, kann die Antwort nur lauten. Innerhalb der historischen Ringe leben überproportional viele Transfer-Empfänger. Hier liegt das Pro-Kopf-Einkommen deutlich unter der dem Krefelder Durchschnitt. Andererseits ziehen zunehmend junge, gut ausgebildete Menschen in die Innenstadt, so entstehen an einigen Orten kreative „Hotspots“. Beides zeigt sich auch im Stadtbild.
Den Krefelder Stadtplanern sind die Potenziale und Probleme der Innenstadt natürlich bewusst. Also hat man sich mit diesem Teil der Stadt am Bundesprogramm „Stadtumbau West“ beteiligt, um die Innenstadtentwicklung gezielt fördern zu können. Im 2009 aufgestellten städtebaulichen Entwicklungskonzept wurden Ansatzpunkte für aktivierende Maßnahmen und Leuchtturmprojekte festgelegt. Gerade in den letzten Jahren hat sich so im öffentlichen Raum sehr viel getan. Straßen und Plätze, wie zum Beispiel die Corneliusstraße, die Blumenstraße und ein Teil der Marktstraße, wurden neu gestaltet. Krefelds derzeit größte Baumaßnahme, der Umbau des Verkehrsknotens Ostwall-Rheinstraße, dauert noch an. Sichtbare Veränderungen und eine spürbare Aufbruchstimmung motivieren private Bauherren, ihrerseits aktiv zu werden. Das zeigt sich in Großprojekten wie der neuen Volksbankzentrale und dem Ostwall-Carrée, der Sanierung der Alten Samtweberei, aber auch in vielen Einzelmaßnahmen diverser Immobilieneigentümer.
So furchtbar grau sind Krefelder Innenstadtquartiere also schon lange nicht mehr. Im Gegenteil! An vielen Ecken zeigen sich Privatinitiative und Gestaltungswille. Nach einer Erhebung der Stadt Krefeld befinden sich etwa drei Viertel der Innenstadt-Wohnhäuser in einem guten bis sehr guten Bauzustand. Viele davon sind in den letzten Jahren wieder für moderne Wohnansprüchen hergerichtet worden. Das restliche Viertel ist allerdings oft stark modernisierungsbedürftig, manchmal sogar nahezu abbruchreif. Großer Erneuerungsbedarf besteht bei „Krefelder Häusern“ aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, aber auch bei zahlreichen Nachkriegsbauten aus den 50er und 60er Jahren. Bei diesen beiden typischen Gebäudeformen müssen vor allem Keller- und Erdgeschosswände gegen Feuchtigkeit abgedichtet, die Fassade renoviert, Wärmedämmung verbessert, die sanitären Einrichtungen und der Fliesenspiegel erneuert sowie Fenster und Türen renoviert werden. Zudem müssen Grundrisse an die heutigen Bedürfnisse angepasst werden.
„Dächer werden begrünt und Höfe entsiegelt, Bäume gepflanzt und Sitzecken eingerichtet. so entstehen kleine Großstadtoasen.“
Neben den Gebäuden selbst hat das unmittelbare Wohnumfeld einen großen Einfluss auf die Lebensqualität eines Stadtteils. Wie bereits erwähnt, engagiert sich die Stadt Krefeld an einigen Stellen, um Straßen und Plätzen wieder ein freundliches Äußeres zu geben. Mindestens ebenso wichtig für ein lebendiges, urbanes Leben ist die Gestaltung der größtenteils privaten Blockinnenbereiche. Da die zentralen Wohnquartiere traditionell mit Gewerbebetrieben durchsetzt sind, finden sich innerhalb der Blöcke vielfach Gewerbebauten und Produktionshallen. Weitere Innenflächen sind durch Kfz-Stellplätze, Garagen und Hinterhäuser versiegelt. Viele Innenhöfe bieten allerdings Potenziale, sie so zu gestalten, dass man sich dort gerne aufhalten möchte. Und so findet auch hier bereits Umgestaltung statt: „Es werden Dächer begrünt und Höfe entsiegelt, Bäume gepflanzt und Sitzecken eingerichtet. Durch den Abriss trennender Mauern entstehen größere, zusammenhängende Freiflächen. Aus öden Betonflächen werden grüne Großstadt-Oasen“, erklärt Norbert Hudde, Fachbereichsleiter Stadtplanung in Krefeld.
Im Gegensatz zum öffentlichen Raum hat die Stadt auf Wohngebäude und Innenhöfe keinen direkten Zugriff. Die Immobilien in der Krefelder Innenstadt befinden sich zum allergrößten Teil im Eigentum von Privatpersonen oder kleineren Wohnungsunternehmen. Wichtige Voraussetzung für eine gelingende Wohnraumerneuerung ist daher die Investitionsbereitschaft der Eigentümer, und die hängt natürlich in hohem Maße von den finanziellen Möglichkeiten und den Einnahmeerwartungen ab. Die nach wie vor schlechte Haushaltslage der Stadt Krefeld macht eine direkte Subventionierung privater Sanierungsmaßnahmen derzeit schwierig. Mittels der Nutzung von Förderprogrammen können Eigentümer aber trotzdem finanzielle Unterstützung erhalten. So bieten die NRW-Bank und die bundeseigene KfW-Bank unter anderem Unterstützung für altersgerechte Modernisierungen, energetische Sanierungen und die Erhaltung von Baudenkmälern.
Um private Immobilieneigentümer in der Krefelder Innenstadt zu unterstützen, hat die Stadt zwei Handlungsleitfäden herausgegeben: Der Handlungsleitfaden „Wohnen“, der Ende 2014 veröffentlicht wurde, soll Eigentümer, Investoren und Planer in Aktivitäten zur Erneuerung der Wohngebäude unterstützen und unterbreitet konkrete Handlungsempfehlungen für eine zukunftssichere Erneuerung. Mit dem Handlungsleitfaden für Blockinnenbereiche in der Krefelder Innenstadt werden exemplarische Möglichkeiten der großräumigen Neuordnung dargestellt und im Detail Nutzungen und Begrünung von Dachflächen, alternative Nutzungen von Garagenhöfen, Stellplätzen sowie Schuppen und Kleingebäuden entwickelt.
Beide Leitfäden sind im Internet als Download abrufbar: www.krefeld.de/de/dienstleistungen/stadtumbau-west-in-krefeld/
Telefonische Auskünfte bekommen interessierte Eigentümer, Mieter und Bürger unter 02151-86-3700 (Fachbereich Stadtplanung).