Portrait Stefan Kroček

Stefan Kroček

„Die Kamera ist nur ein Werkzeug für den Fotografen wie der Pinsel für den Maler.“ Das sagt Stefan Kroček. Wer den drahtigen 56-Jährigen mit dem über 30jährigen Erfahrungsschatz in seinem puristisch ausgestatteten Atelier in einem Hinterhof der Mariannenstraße besucht, lernt einen Menschen kennen, der genau weiß, was er will und was nicht. Der ehrlich mit sich und den Ansprüchen seiner Kunden umgeht. Der nur das macht, was für ihn Sinn macht: mit Konzept fotografieren und Bilder schaffen, die eine Geschichte erzählen und den Betrachter emotional berühren.

Wer Stefan Kroček kennenlernt, spürt schon nach wenigen Minuten die Leidenschaft, mit der er seinem Beruf nachgeht. In einer offenen, freundschaftlichen Gesprächsatmosphäre plaudert er zwischen einer alten Yamaha XT 500, Dutzenden Carrera-Sammlerautos aus den Siebzigern und schweren Eibe-Büromöbeln des Großvaters über seine Jugend, seinen Wunsch, freie Malerei zu studieren, wichtige Kunden und das kreative Arbeiten, wofür er gerne mehr Zeit hätte.

Als eines von zwei Kindern wurde Stefan Kroček in Frankfurt in eine einfache Mittelstandsfamilie hineingeboren. „Meine Eltern betrieben später in Krefeld eine chemische Reinigung. Mein Studium aber musste ich mit BAföG und Nebenjobs selbst finanzieren“, schildert er seine Ausgangsposition. Eigentlich wollte er freie Malerei studieren und hatte sogar die Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie Düsseldorf bestanden. Dann aber holten ihn Bedenken ein, später zu sehr auf Förderer angewiesen zu sein. Nach der Mittleren Reife absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Gestaltungsassistenten an der Berufsfachschule Glockenspitz und hängte 1981 das Fachabitur dran. Da war Stefan Kroček 21. Dann fällt er eine seiner wichtigsten Lebensentscheidungen: An der Fachhochschule Düsseldorf studiert er visuelle Kommunikation mit Schwerpunkt Fotografie und macht sich 1986 selbständig. Erste Kunden sind das Schröter Bürozentrum, der Verlag Sport & Fitness und zwei Krefelder Werbeagenturen.

Stefan Kroček

Seine erste Fotoausrüstung übrigens ermöglichte ihm die Mutter. „Sie hat mich damals mit einem Kredit über 1.500 D-Mark überrascht“, erzählt Stefan Kroček immer noch sehr stolz und zeigt auf das dekorative Ensemble von Asahi-Pentax: Kamera, verschiedene Objektive und Blitz. Mit dieser Grundausstattung und dem Talent, seinen Fotos eine emotionale Bildsprache zu geben, begann der ambitionierte Fotograf eine Profikarriere. Obwohl er heute alles hochauflösend digital fotografiert, hat Stefan Kroček die Leidenschaft fürs Mittelformat und die Analog-Fotografie nicht losgelassen.

Im Laufe der Zeit hat sich der Fotokünstler auf hochwertige Produkt-, Still- und People-Aufnahmen spezialisiert. „Auftraggeber vertrauen mir ihre Projekte mit einem Höchstmaß an Zuversicht an, dass ich ihnen ein Bildkonzept liefere, das auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist“, sagt Stefan Kroček. Dabei unterstützt ihn das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop, um die Arbeiten zu „finishen“, also Fehler zu korrigieren oder Fotomontagen herzustellen. Mit Photoshop hebt er die Stimmung in seinen Bildern an und akzentuiert sie. Er verfälscht sie aber nicht. Das ist wichtig für ihn als Künstler. Für seine stylischen Momentaufnahmen fehlt ihm leider oft die Zeit. Wenn er sie aber hat, entstehen Fotos wie das vom vorbeifahrenden gelben New Yorker Taxi im Abendlicht oder das Portrait von Desi, einer Freundin seiner Frau, der er einen halbgefrorenen Octopus aufs Haupt setzte.

Das Tagesgeschäft von Stefan Kroček aber ist die werbliche Fotografie. Für Mars, Aral und Globus hat er Produkte ins rechte Licht gerückt. Apropos Licht: das ist ein für ihn sehr wichtiges Stilmittel: „Ich liebe Gegenlicht und die Überstrahlung der Motive, auch bei Portraits.“ Manchmal kann der Mann mit dem Blick fürs feine Detail diesen Anspruch sogar auch bei Katalogaufnahmen erfüllen. Derzeitige Kunden sind Villeroy & Boch, der Leuchtenhersteller Sompex, Werbeagenturen und Mittelständler aus dem Umkreis. Eng verbunden ist Stefan Kroček seit über 15 Jahren mit der Möbel-Schaffrath-Gruppe. Woche für Woche macht er Fotos für die Prospekte und freut sich über das uneingeschränkte Vertrauen, das ihm die Familie Schaffrath entgegenbringt. Nicht zuletzt deshalb hat sie ihm auf dem Firmengelände ein 200 Quadratmeter großes Foto-Atelier eingerichtet. „Früher mussten jede Couch und jedes Glas zu mir ins Atelier gebracht werden. Jetzt können wir direkt vor Ort die passende Szenerie entwerfen“, freut sich der Fotokünstler über die Arbeitserleichterung und den Zeitgewinn.

Ebenfalls zu seinem Geschäft gehört das regelmäßige Booking von Models. Bei ihnen hat sich Stefan Kroček einen Ruf als Kollege gemacht, der besonnen an die Arbeit geht und einen freundlichen Umgang mit allen Beteiligten pflegt. „In unserer Branche geht es manchmal sehr hektisch zu“, weiß der erfahrene Fotograf und vergleicht seine Arbeitsweise eher mit Altmeister Peter Lindbergh. Der mittlerweile 71-jährige Starfotograf ist – wie Kroček auch – vom Sternzeichen Schütze. Sicher kein Zufall, denn Schützen wird ja eine hohe Kreativität nachgesagt. An Peter Lindbergh liebt Stefan Kroček den unaufgeregten Umgang mit Topmodels und vor allem dessen bedächtigen, ruhigen Arbeitsstil. Ebenso schätzt er den Fotografen Kristian Schuller (bekannt durch „Germany’s Next Top Model“), „der sich mit seinen Bildern in faszinierende Traumwelten verlieren kann“.

Stefan Kroček ist ein Mensch, der in sich ruht. Der nicht das große Tamtam der Glamourwelt sucht. Für den das harmonische Miteinander mit seiner Familie das Wichtigste ist: „Das macht mich ausgeglichen, zufrieden und treibt mich an.“ Und wenn der viel gebuchte Fotograf aus Krefeld demnächst wieder mal Zeit für freie Arbeiten hat, dann wird er künstlerisch anmutende Portraits oder stylische Momentaufnahmen schaffen, bei der sich das Motiv in surrealen Formen verliert. Dann ist Stefan Kroček für einen Moment der Maler, der er damals werden wollte.