Wenn Stefanie Keppler die Tür öffnet, fühlt man sich direkt willkommen – sie lächelt, ihre Augen funkeln. „Hallo. Schön, dass du da bist. Komm’ rein“, sagt sie mit ihrer warmen, leicht rauen Stimme, die sich sofort einprägt. Die Künstlerin wohnt und arbeitet in einem Haus auf der Wilhelmshofallee und hat gerne Gäste. Empfangen wird man im Wohnzimmer auch von Foxterrier-Dame Leni, der quirligen Mitbewohnerin des Hauses, die auf die Armlehne des großen beigen Sofas springt und sich begeistert begrüßen lässt. Die graue Wand hinter ihr ist bestückt mit Bildern verschiedenster Künstler.
“Ich gehe gerne mitten in der Woche in Museen. Manchmal bin ich dort ganz allein. Man hört seine eigenen langsamen Schritte, während man die Exponate betrachtet. Diese Momente sind mir heilig.“
Stefanie Keppler schmunzelt über ihre übermütige Hündin. Die 62-Jährige versprüht eine zufriedene Gelassenheit, wie es nur Menschen tun, die dort angekommen sind, wo sie hingehören. Bei Keppler ist dieses „Dort“ die Welt der Kunst. Ihr Wohnhaus ist gleichzeitig ihre Galerie, verfügt über Arbeits- und Ausstellungsräume. Die eigenen Arbeiten der Künstlerin befinden sich in einem separaten Raum, angrenzend an ihr Atelier. Das große, helle Arbeitszimmer ist voller kleiner Dinge, bestückt mit unzähligen Farbtiegeln, den unterschiedlichsten Materialien und Werkzeugen. Es wird schnell klar, dass hier eine vielseitige Person arbeitet. In einem Schrank hat die Künstlerin sorgfältig viele Kästchen und Boxen mit diversen Inhalten verstaut – Fundstücke von Blütenpollen bis Glühbirnchen. All diese Dinge werden früher oder später Teil ihrer Arbeiten werden. „Überall gibt es tolle Materialien. Ich kann kaum aus dem Haus gehen, ohne ständig interessante Dinge zu finden“, lacht Keppler. „Ich sehe alles.“ Beim Blick in ihre wachen Augen besteht daran kein Zweifel. Stefanie Keppler ist eine Beobachterin, die wie ein Schwamm aufsaugt, was ihr begegnet. „Ich gehe gerne mitten in der Woche in Museen. Manchmal bin ich dort ganz allein. Man hört seine eigenen langsamen Schritte, während man die Exponate betrachtet. Diese Momente sind mir heilig“, erzählt sie. Durch einen kleinen Zwischenraum geht es in die Galerie. Ein schlichter, rechteckiger Raum mit weiß gestrichenen Wänden und dunklem Teppichboden. An den drei fensterlosen Wänden hängen ihre Bilder. Ihre jüngeren Werke zeigen organisch anmutende Formen auf großformatigen Leinwänden. Bei näherem Betrachten setzen sich diese Formen aus Zellen zusammen, die mit feinster Feder und Tusche aufgemalt werden. Es entstehen analog hergestellte Mikrokosmen. Die Künstlerin ist eine begeisterte Naturliebhaberin und findet häufig kreative Impulse in biologischen Materialien, die sie in verfremdeter Form nachstellt. Ein großes Thema in Kepplers Arbeit sind außerdem „Safe Places“. Hier geht es nicht um Wohlfühlzonen, sondern um Gefahrenbereiche, in denen sich rettende, Sicherheit versprechende Inseln, Höhlen, eben „Safe Places“ befinden. Diese Thematik findet sich außerdem in ihren dreidimensional gebauten, fragilen Häusern wieder und ist durch aktuelles Geschehen auf dieser Welt inspiriert.
“Ein Wort, dass mich prägt und widerspiegelt: Weitermachen. Auch in Zeiten des Zweifels gilt es, durchzuhalten.“
Stefanie Keppler hat sich von klein auf mit Kunst befasst und sehr früh angefangen, Kunst zu erwerben. Ihre Sammlung ist sehr vielseitig und hat für die Künstlerin einen großen emotionalen Wert. „Kunst und Leben gehören für mich untrennbar zusammen“, erzählt sie. Besonders beeindruckend wirkt die Vielfalt von Kepplers Ideen, wenn man weiß, dass ihr Berufsleben nicht von Anfang an der Kunst verschrieben war. Nach ihrem Studium der visuellen Kommunikation führte die Krefelderin 15 Jahre lang erfolgreich eine eigene Werbeagentur. 1996 gründete sie die Designmarke „Remember“ – eine Entscheidung, die sich auszahlte, denn die außergewöhnlichen Produkte erfreuten sich wachsender Beliebtheit. Keppler führte Remember, ab 2000 mit einem Geschäftspartner, fast 15 Jahre lang zu einem erfolgreichen Unternehmen. Doch in ihrer Funktion als Gründerin und Geschäftsführerin war der Berufsalltag zunehmend kaufmännisch geprägt und ließ Keppler so kaum Zeit für ihre größte Leidenschaft, das Gestalten und künstlerische Arbeiten. So entschloss sie sich im Jahre 2010 zum nächsten mutigen Schritt, dem Verkauf des Labels, und schaffte sich damit die Freiheit, voll und ganz Künstlerin zu sein. Trotz langwieriger Arbeitsprozesse verfolgt Keppler ihre Leidenschaft bis heute Tag für Tag. „Ein Wort, dass mich prägt und widerspiegelt: Weitermachen. Auch in Zeiten des Zweifels gilt es, durchzuhalten.“ Die Produkte ihrer Geduld tragen dieselbe in sich: die Ruhe, das Zielbewusstsein, die Konzentration Kepplers. In all ihren Arbeiten steckt etwas ungemein Konstantes. „Schöpferisch tätig zu sein, ist das, was ich liebe und es erfüllt mich vollkommen“, stellt Keppler fest. Und diese Feststellung hat sogleich etwas sehr Liebevolles wie auch Reflektiertes. Hier spricht eine Frau, die wirklich genau das gefunden hat, was sie erfüllt, jeden Tag begleitet und immer neu herausfordert.
Es werden sicherlich noch viele, viele Arbeiten in Stefanie Kepplers Atelier entstehen. Im Frühling nächsten Jahres wird eine Ausstellung in der Haak Art Gallery in Krefeld stattfinden. Das Atelier können Interessenten allerdings jederzeit besuchen. „Ich freue mich, wenn jemand vorbeikommt, um sich meine Arbeiten anzusehen!“, strahlt sie. Dann wird sie die Tür öffnen, den Besuch mit ihren freundlichen, selbstbewussten Augen anstrahlen und sagen: „Schön, dass Sie da sind! Kommen Sie rein! Das da ist die Leni.“ Und eine entzückte Foxterrier-Dame wird zur Begrüßung auf die Sofalehne springen, vor der großen grauen Wand mit den vielen wunderbaren Bildern.
Stefanie Keppler, Wilhelmshofallee 74, 47800 Krefeld,
Web: stefaniekeppler.de, Tel.: 02151 502948.
Informationen zur Ausstellung unter: www.haakartgallery.com