Den Uerdingern war es laut alten Urkunden bereits im 13. Jahrhundert klar: Krefeld hat einen Hafen. Und zwar einen geschichtsträchtigen. Denn natürlich hatten auch hier, wie überall in unserer Region, die alten Römer ihre Finger im Spiel. Sie bauten zur besseren Versorgung ihres Castells Gelduba vor rund 2.000 Jahren den ersten Kai an die größte Wasserstraße Deutschlands. Ab 1903 entsteht hier ein echter, voll funktionstüchtiger Flusshafen. Heute ist er die Wirkungsstätte von Hafenmeister Peter Plagge. Für ihn ist Krefeld so sehr mit dem Hafen verwoben, dass der Duisburger schon einmal vergisst, dass da an seinem Arbeitsplatz noch eine komplette Großstadt dranhängt.

Hafenmeister Peter Plagge auf seinem Element
Auch die Krefelder wiederum vergessen oft, dass der Rhein nicht nur durch Düsseldorf oder Köln fließt und sind dann erstaunt, wie gut es sich am Rheinufer oder der Promenade flanieren und entspannen lässt. „Unser Rheinhafen Krefeld ist ja immer noch im Prozess des Aufbaus und der Erweiterung“, erzählt Peter Plagge während wir auf einem der kleineren Patrouille-Boote der Hafenmeisterei an der Kaimauer entlang schippern. Seit der Gründung der Hafen Krefeld GmbH & Co. KG (Rheinhafen Krefeld) – in Partnerschaft der Stadt Krefeld und der Neuss Düsseldorfer Häfen – im Jahr 2008, entdecken immer mehr Unternehmen den Standort für sich; zuletzt hat die Bauhaus-Kette hier das Richtfest für ihre neue Europa-Zentrale gefeiert. Dabei ist der Hafen in Krefeld-Uerdingen mit seinem Areal von 420 Hektar der viertgrößte in NRW.
Von unserem Boot aus können wir diese Dimensionen nur erahnen. Peter Plagge und seine Kollegen kennen hier jeden Winkel; auf und unter dem Wasser sowie an Land. Sie sind zuständig für den Wasser- und Umweltschutz, die Instandhaltung der Fahrrinne für die Kähne aus aller Welt, die Eintreibung der Ufergebühren, aber auch für die Sicherheit aller Beteiligten an diesem riesigen Warenumschlagplatz. „Gut, das hier hat nicht die Dimension des Hamburger Hafens“, räumt der Hafenmeister ein, „aber die haben im Norden ihre Kapazitätsgrenzen bereits erreicht. Bei uns gibt es dafür noch Spielraum.“ Ein Spielraum, den die Stadt, gemeinsam mit der IHK und der Wirtschaftsförderung, zu nutzen gedenkt.
Unter der Drehbrücke aus dem Jahr 1906, der einzigen von weltweit dreien, die noch erhalten und sogar in Betrieb ist, hindurch, geht es weiter ins Hafenbecken. „Bei gutem Wetter ist das hier der beste Arbeitsplatz der Welt“, strahlt Peter Plagge und winkt dem niederländischen Kapitän eines Containerschiffes, das gerade gelöscht wird. Doch auch schlechte Witterung kann ihn nach 28 Jahren im Beruf nicht mehr aus der Ruhe bringen. „Das da drüben ist unser ‚Big Rocky’. Der schafft mit einem Griff seiner Schaufeln 25 Tonnen weg“, erklärt er und zeigt auf einen großen gelben fest installierten Kran mit einer Traglast von insgesamt 200 Tonnen. Neben und hinter „Big Rocky“ entdecken wir noch weiteres schweres Gerät, neben dem der gelbe Greifer ziemlich klein wirkt. „Der macht nur hier vom Wasser aus so einen harmlosen Eindruck“, so Plagge. „Der trägt seinen Namen durchaus zu Recht.“ Nach einer dreiviertel Stunde ist unsere Hafenrundfahrt vorbei. Wir dürfen noch schnell einen Blick in die Zentrale mit der großen Glasfront werfen, von der aus wir einen guten Rundumblick haben. Auch den Steiger, mit dem wieder Instand gesetzten Anlegesteg für Ausflugsschiffe, können wir von diesem erhöhten Standpunkt aus gut überblicken. Vor gut einem Jahr wurde der Steiger aus Sicherheitsgründen stillgelegt und seither aufwendig auf den neuesten Stand der Technik gebracht.
Am 24. September gibt die Stadt zu Ehren des wiedereröffneten Steigers sowie der Rheindeichsanierung ein großes, ganztägiges Fest. Zwischen Rheintor und der Zufahrt zur unteren Werft wird das komplette Gelände als Veranstaltungsraum genutzt werden. Mit einem musikalischen Rahmenprogramm auf einer Open-Air-Festbühne von 11.00 bis 01.00 Uhr. Nach einem offiziellen Festakt mit Oberbürgermeister Frank Meyer, Industrie- und Wirtschaftsvertretern sowie aus Politik und Verwaltung, können sich die Krefelder selbst ein Bild von „ihrem“ Hafen machen. Stündliche Schifffahrten durch das Wendebecken und den Krefelder Rheinhafen mit fachkundiger Kommentierung stehen ebenso auf dem Programm wie eine Parade des Krefelder Wassersports auf dem Rhein um 16.00 und 18.00 Uhr. Wer lieber an Land bleiben möchte, kann sich einer der Führungen zur Rheindeichsanierung anschließen. Oder sich auf der kulinarischen Meile an der unteren Werft mit eingestreuten Verzehrinseln durch ein kreatives und inspirierendes Street Food- und Getränkeangebot schlemmen. Wer nach diesem Tag dann immer noch nicht den Rheinhafen in Uerdingen für sich entdeckt hat, dem ist auch wirklich nicht zu helfen. Und vielleicht locken wir mit diesem Festtagsprogramm und weiteren Überraschungen auch mal den überzeugten Seebären Peter Plagge auf unsere Rheinseite.
Steigerfest in Uerdingen. Rund um den Rheinhafen, die Uferpromenade und das Rheintor. Am 24. September 2016 von 11 bis 1 Uhr.