Schon beim Betreten des gemütlichen Saals, der in leicht schimmerndem Licht nur Umrisse der Ränge erahnen lässt, wird klar, dass Nähe ein großes Thema im Theater hintenlinks darstellt. Die Bühne, vor der gut 60 Leute platznehmen können, befindet sich keine fünf Meter von den Zuschauern entfernt. Alles, was sich vor dem seidenen Vorhang abspielt, scheint sich unmittelbar an jeden einzelnen Betrachter zu richten. An anderer Stelle kommen Besucher nicht selten mit grübelnden Blicken aus Theaterstücken heraus und werden dabei allein mit sich und ihren Gedanken gelassen. Fragen nach der Botschaft des zuvor Gesehenen und der Bedeutung einzelner Szenen des Werkes wandern teilweise noch lange durch die Köpfe. War das wirklich der tiefere Sinn des Ganzen? Meinte der Regisseur das wirklich so?

 

Nicht so im Theater hintenlinks. Peter Gutowski, der dieses seit 12 Jahren leitet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Besuchern nicht nur Fragen zu liefern, sondern auch einen offenen Austausch über das Dargebotene anzubieten. Nach den Vorstellungen können interessierte Zuschauer bei einem Glas Wein und Snacks untereinander, aber vor allem mit den Darstellern, Musikern und dem Regisseur, diskutieren. Allerdings hat auch dieser nicht alle Antworten parat, wenn man ihn darum bittet. „Ziel ist es, wieder gesellschaftskritischere Fragen zu stellen. Es gibt dabei meist nicht die eine Antwort, weshalb man vor dem Theater auch keine Angst haben sollte. Man muss entspannt an die Sache herangehen. Auch bei anspruchsvollen Stücken kann jeder seine Lehre ziehen. Wir haben uns thematische Schwerpunkte gesetzt, zu denen jeder einen Bezug hat. Aktuell befassen wir uns unter anderem mit den immer stressiger werdenden Arbeitswelten sowie mit Krieg, Flucht und Vertreibung“, erklärt der Dramatiker.

Die reizvolle Prämisse des neuen Konzeptes ist der von Gutowski angebotene Medien-Mix, der durchaus unüblich für das klassische Theaterprogramm ist. Neben den Aufführungen zeigt der Künstler auch Filme zu den jeweiligen Themen und lädt Gäste zu Lesungen oder Vorträgen ein. So sind unter anderem Werke wie Charlie Chaplins „Modern Times“ von 1936, aber auch die Dokumentation „Frohes Schaffen“ von 2012, im Programm. Sie sollen, ähnlich wie Lesungen aus Romanen verschiedener Epochen, diverse Sichtweisen auf die hektische Welt der Arbeit zeigen und zum Nachdenken anregen. „Wir hatten jetzt längere Zeit ein programmatisches Angebot auf unserer Bühne. Ähnlich wie beim Einkaufen konnte sich jeder das heraussuchen, worauf er gerade Lust hatte. Das versuchen wir insofern zu ändern, als die Stücke zwar immer noch für sich sprechen können, sie aber dennoch nur Teile eines großen Ganzen sind. Unsere Gäste können sich, falls das Thema sie beschäftigt, frei nach dem Baukastenprinzip ein Gesamtprogramm zusammenstellen“, beschreibt der Kunstschaffende seine Idee. Der Kreativkopf, der sich mal Stücke zur Vorlage macht und mal ganz eigene Werke kreiert, und seine Frau, Schauspielerin Anuschka Gutowski, bieten zusätzlich Workshops und Veranstaltungen an. Privatvorführungen und Buffets für Feiern, bei denen Interessierten und Theaterneulingen auch das Handwerk Schauspiel nähergebracht wird, sollen immer häufiger im Theater hintenlinks stattfinden. Zielgruppe sind dabei auch Kinder und Jugendliche, denen das Ehepaar mit Schulbesuchen regelmäßig zeigt, dass das Theater noch nicht tot, sondern eine der lebendigsten Kunstformen der deutschen Kultur ist.

 

 

Theater hintenlinks
Ritterstraße 187, 47805 Krefeld
Tel.: 02151 27318
Kartentelefon: 02151 602188
Web: www.theaterhintenlinks.de