„Unser Verein brummt, wir kommen mit den Geldern gut zurecht.“ Wenn die KR-ONE Harry Hecker in diesen Tagen zum Gespräch in der Oppumer Dorfschänke trifft, sitzt da ein völlig entspannter Mann, der mit sich im Reinen ist. Dass dem nicht immer so war, und dass es seinem Verein, dem TV Oppum, noch bis vor Kurzem richtig schlecht ging, scheint für den 60-Jährigen sehr weit weg zu sein. Dabei ist es gerade mal zwei Jahre her, dass Hecker sich überreden ließ, den Vorsitz des Vereins zu übernehmen, der zu diesem Zeitpunkt regelrecht am Boden lag. Sie wollten einen Neuanfang beim TV Oppum, und wer wäre dafür besser geeignet als der groß gewachsene frühere Handballtorwart, der in seinem Leben die meisten seiner 600 Spiele für Oppum bestritten hatte und über den sogar die meisten Gegenspieler kein schlechtes Wort verlieren. Der gebürtige Krefelder erinnert sich noch ganz genau an die Zeit Anfang 2013, als er sich von mehreren Vereinsmitgliedern überreden ließ, in die Rolle des führenden Mannes beim TV Oppum zu schlüpfen: „Der Verein war damals in ein sehr schlechtes Licht in Krefeld und der Umgebung geraten. Der damalige 1. Vorsitzende war zwar ein toller Typ, musste aber wegen seines Berufs ständig verreisen. Da fehlte dann einfach oft ein Ansprechpartner für die Mitglieder, und so kann das nicht funktionieren“, erzählt Hecker.

TV Oppum hat sich mit neuer Führung aus der Krise manövriert

Mehr als nur ein Beobachter: Harry Hecker zieht die Strippen des TV Oppum in die richtige Richtung

Der Verein geriet in eine Negativspirale, stand kurz vor der Pleite, weil die mangelhafte Organisation auch von den Sponsoren bemerkt wurde und einige von ihnen nicht länger zahlen wollten. Deshalb war der Kontakt zu den Geldgebern eine der ersten Baustellen, die Harry Hecker als neuer Vorsitzender angegangen ist. „Wenn ich bei einer Firma nachfrage, ob wir mal wieder eine Rechnung stellen dürfen, dann schreibe ich denen zuerst eine Mail, in der ich die Vorbereitung und den bisherigen Saisonverlauf schildere, ihnen ein paar Informationen liefere. So etwas wollen die Leute doch wissen, wenn sie uns Geld geben“, erklärt Hecker seine Strategie. Tatsächlich trägt dieses Engagement Früchte. Dank seines Geschicks konnte der 60-Jährige auch den wichtigsten Großsponsor zum Weitermachen bewegen: die Wilhelm Schulz GmbH, für die Hecker seit mittlerweile 32 Jahren in der europaweit angesehenen Glüherei arbeitet und für die er mittlerweile in der Auftragsabwicklung und als Werkssachverständiger wirkt. „Mein Chef Wolfgang Schulz, der auch Vorstandsvorsitzender der Krefeld Pinguine ist, hat gesagt: ,Harry, wenn du das übernimmst, dann mache ich weiter‘“, berichtet Hecker.

Dank der Zugkraft des Hauptsponsors und des neuen Vorsitzenden entschieden sich dann auch einige andere Sponsoren für einen Verbleib beim TV Oppum oder es kamen sogar neue hinzu. Der Verein kann seitdem wieder auf eine solide finanzielle Basis zurückgreifen und die Vorstandsmannschaft um Harry Hecker weitere drängende Themen beim TV Oppum angehen. Dazu zählt die Jugendarbeit der Handballer, die in den vergangenen Monaten nach den Worten Heckers einen sehr positiven Weg zurückgelegt hat. „Die A- bis C-Jugendmannschaften spielen allesamt in der Oberliga, und in jeder dieser Altersklassen stellen wir noch ein zweites Team“, erzählt Hecker stolz und lobt die Arbeit der Jugendtrainer. Zu den Handballmanschaften kommen neuerdings noch eine Ballsportgruppe Fußball, Basketball sowie mehrere Turn- und Gymnastikgruppen, wie der 3. Vorsitzende Benedikt Heimann berichtet. Das wurde möglich, weil die Oppumer vor kurzem den Dießemer TV übernommen und die Mannschaften im eigenen Verein integriert haben.

„Die A- bis C-Jugendmannschaften spielen allesamt in der Oberliga, und in jeder dieser Altersklassen stellen wir noch ein zweites Team.“

Das Aushängeschild des TV Oppum ist aber weiterhin die erste Herren-Handballmannschaft, die derweil in der fünftklassigen Verbandsliga antritt und sich dort im Mittelfeld in Schlagdistanz zu den Spitzenplätzen hält. „Natürlich wollen wir jedes Spiel gewinnen, und wenn wir jedes Spiel gewinnen, dann steigen wir auf. Aber dann stellt sich auch die Frage nach der Finanzierung. Deshalb hat der Aufstieg für uns auch keine Priorität, aber ich würde mich sicher nicht dagegen sperren“, hofft Hecker, der voll und ganz auf die Expertise von Trainer Ljubomir Cutura vertraut – so sehr, dass er das Wort des Übungsleiters über die eigene Familie stellt: Harry Heckers Stiefsöhne, Jan und Eric Schwarz, sind als Rückraumspieler für die Verbandsligamannschaft im Einsatz, und wenn die beiden schlecht spielen oder nicht in Form sind, spricht der Vater das offen an. Der Vollbluthandballer würde dem Duo sogar zum Wechsel raten, falls es sportlich mit ihnen bei Oppum nicht mehr läuft. Dieses Schicksal ereilte bereits Hennig Hecker, den leiblichen Sohn Heckers aus erster Ehe. Der hat sich den Handballern in St. Tönis angeschlossen. Für Harry Hecker haben derlei Demissionen nichts mit Unmenschlichkeit zu tun. Er hält sie schlichtweg für notwendig: „Wenn ich Sport und Familie nicht trennen könnte, würde kein guter Trainer lange bei uns in Oppum bleiben“, weiß der 60-Jährige und hebt sich damit von jenen Eltern ab, die dazu neigen, die Leistung ihrer Sprösslinge grundsätzlich zu überschätzen und mit übersteigertem Ehrgeiz auf der Zuschauertribüne niemandem einen Gefallen tun. Seine Kraft setzt Harry Hecker viel lieber dafür ein, weitere Sponsoren und noch mehr als die bisherigen 250 Mitglieder für seinen Herzensverein zu gewinnen. Damit der Verein nie mehr so eine bedrückende Situation erleben muss wie vor seinem Amtsantritt.