Das Freiwillige Soziale Jahr ist inzwischen fast jedem geläufig. Es ist das zwanglose Äquivalent zum vormaligen Zivildienst. Dass man nach Abschluss der schulischen Laufbahn allerdings auch ein Jahr im Dienste der Natur absolvieren kann, ist weit weniger bekannt, aber genau dazu hat sich Max entschlossen. Der 18-Jährige kümmert sich seit geraumer Zeit im Umweltzentrum am Hülser Berg um Flora und Fauna. Sein Blick auf die Welt hat sich seither verändert.

Der 18-jährige Max hat durch das FÖJ seine Berufung gefunden
Wie viele andere Jugendliche wusste Max nach seinem Abitur nicht genau, welche berufliche Richtung er einschlagen sollte. Da ein Soziales Jahr im Pflegebereich für ihn nicht infrage kam, er aber dennoch etwas Gutes tun wollte, entschied er sich für das ökologische Engagement. Bei seiner Recherche stieß er schließlich auf das Krefelder Umweltzentrum. „Hier wird viel in der Natur gearbeitet, was mir bei der Entscheidung sehr wichtig war. Außerdem liegt mir die Gartenarbeit“, begründet Max seinen Freiwilligendienst. Das Umweltzentrum vergibt jährlich vier FÖJ-Plätze, von denen zwei von der Stadt Krefeld und zwei vom Landschaftsverband Rheinland finanziert werden.
Bei einem Rundgang durch das weitläufige Gelände einer ehemaligen Betonfabrik zeigen Max und Leiterin Jana Reddig die Vielzahl an Bauprojekten, an denen die FÖJler zum größten Teil maßgeblich beteiligt waren. So wurden einige brachliegende Flächen von Wildwuchs befreit, um gefährdeten Reptilien und seltenen Flechtenarten mehr Lebensraum zu bieten. Mit den Zweigen der gefällten Weiden wurden Flechtzäune erneuert, die Erlebnisbereiche wie den Barfußpfad oder den Klanggarten einrahmen. Vom Friedhofsamt erhält das Umweltzentrum regelmäßig ausrangierte Grabsteine, aus denen Trockenmauern als sichere Umgebung für Insekten und Reptilien gebaut werden. Schnell wird deutlich, dass hier Hand in Hand mit der Natur gearbeitet und so viel wie möglich weiter verwertet wird. Jeder Eingriff in das Ökosystem ist wohl durchdacht und wird erst nach Abwägung aller Konsequenzen vorgenommen.
„Mein ökologisches Bewusstsein hat sich während der Zeit hier definitiv verändert. Vor allem bei den Projekten und den Seminaren, an denen wir regelmäßig teilhaben, lernt man viel.“
- Leiterin des Umweltzentrums am Hülser Berg Jana Reddig
- Imker Christoph Uhlenbruck
Schon nach kurzer Zeit verdichten sich die Bäume in dem am Rande des Waldgebietes „Hülser Berg“ gelegenen Geländes. Hier hat das Sturmtief „Friederike“ im vergangenen Januar deutliche Spuren hinterlassen. Max zeigt Stellen, an denen umgeknickte Bäume aus Sicherheitsgründen zerkleinert und entfernt werden mussten. Auf einer von Beton unterlegten Brachfläche musste eine ganze Reihe Bäume gefällt werden, da ihr Wurzelwerk sich nicht tief genug in den Boden schlagen konnte. „Vieles überlassen wir der Natur, da sich diese Flächen suggestiv entwickeln, doch in unseren Nutzungsbereichen müssen wir natürlich für Sicherheit sorgen“, erklärt die Zentrumsleiterin. Häufig ließen sie die Bäume jedoch liegen, weil dadurch wieder neue Lebensräume für verschiedene Tierarten entstünden.
Eine kinderfreundliche Umgebung ist für das Umweltzentrum besonders wichtig, denn es wird nicht nur zum Erhalt rotgelisteter Arten, sondern auch als Erlebniszentrum für Kinder genutzt. Regelmäßig werden hier Forschungsprojekte für Schulklassen oder Geburtstagspartys ausgerichtet, bei denen die Heranwachsenden mit Forschungsprojekten beauftragt werden und spielerisch die Gegend erkunden. „Viele Kinder kommen aus der Stadt und kennen den Wald nicht sehr gut“, erzählt Max, „da ist es immer schön anzusehen, wie sie die Natur erleben.“ Nicht nur einmal wird deutlich, dass ein FÖJ im Umweltzentrum weit mehr bedeutet als nur ökologisches Engagement. „Eigentlich beinhaltet das FÖJ zwei wesentliche Aspekte: Einmal die Arbeit in der Natur und dann noch den pädagogischen Aspekt“, erklärt Jana Reddig. Das breit gefächerte Aufgabenfeld kommt bei den vier Freiwilligen gut an. Sie alle haben im Verlaufe des Jahres ihre Interessen und Stärken erkannt, an denen sie sich nun bei der Aufgabenverteilung orientieren können.
Einer von ihnen hat außerdem die Möglichkeit, an einer ganz besonderen Aufgabe teilzunehmen: Er darf ein Jahr lang dem Imker Christoph Uhlenbruck assistieren. Gemeinsam mit zwei FÖJlerinnen und einigen Zivildienstleistern hat der Imker 2011 ein eigenes Bienenhaus auf dem ehemaligen Fabrikgelände gebaut, in dem mehrere Kisten als Unterkunft für die Bienenvölker aufgebaut sind. Während des Jahres kann Uhlenbrucks Assistent an den von den Jahreszeiten und dem Brut-Rhythmus der Bienen bestimmten Aufgaben teilhaben, bei der Honigernte und beim Anfüttern helfen. „Die Honigbiene ist heute ohne den Menschen nicht mehr lebensfähig“, erklärt der Imker. Ihm ist es deshalb besonders wichtig, sein Wissen über die Pflege der Bienen weiterzugeben.
„Mein ökologisches Bewusstsein hat sich während der Zeit hier definitiv verändert“, lautet das Fazit von Max, „vor allem bei den Projekten und den Seminaren, an denen wir regelmäßig teilhaben, lernt man viel.“ Für den 18-Jährigen war das Freiwillige Ökologische Jahr auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Wenn man ihn über die verschiedenen Bauvorhaben und Waldaktionen reden hört, merkt man, dass ihm das Biotop doch sehr ans Herz gewachsen ist. Außerdem erzählt er, dass er endlich seinen Traumberuf entdeckt hat: Max möchte Landschaftsgärtner werden.
Krefelder Umweltzentrum
Talring 45, 47802 Krefeld
Tel.: 02151 743646
Web: www.umweltzentrum-krefeld.de