Am Marienplatz im Herzen von Fischeln werden derzeit letzte Vorkehrungen für ein in vielerlei Hinsicht besonderes Bauprojekt getroffen. Das Projektentwicklungsunternehmen Hambloch revitalisiert den historischen Schutzbunker aus dem 2. Weltkrieg, der viele Jahre ungenutzt am Altmühlenfeld stand. Das fahle Betongebäude war einst konzipiert worden, um 3.000 Leute aufnehmen zu können. In Zeiten heftigster Bombenangriffe auf Krefeld beherbergte er bis zu 5.000 Schutzsuchende auf engstem Raum. Der Bunker soll nun von einem Ort der Angst und der Entbehrung in ein hochwertiges Wohn- und Geschäftsgebäude verwandelt werden.

 

Der „Marienhof“, wie Hendrik und Heinz Hambloch ihr Herzensprojekt getauft haben, könnte keinen größeren Kontrast zu dem schaurigen Bild der Kriegsvergangenheit darstellen. Das hochmoderne Gebäude wird nach Fertigstellung Platz für 30 barrierefreie Wohnungen zwischen 65 und 150 Quadratmetern mit Blick ins Grüne und drei Gewerbeeinheiten mit Flächen zwischen 70 und 300 Quadratmetern bieten. Prägendes Merkmal des neuen Wohn- und Bürogebäudes wird ein großzügiges längliches Atrium, das sich durch alle Etagen zieht, die Struktur des Bauwerkes aufbricht und den Bewohnern als Treffpunkt dienen soll. Jede Wohnung des südwestlich ausgerichteten Gebäudes wird mit einem Balkon oder einer Terrasse ausgestattet sein. Die Fassade wird zum Marienplatz hin verklinkert und nimmt damit – ebenso wie mit den Mansardenfenstern im zweiten und dritten Stock – stilistisch Bezug auf das nahegelegene alte Schulgebäude von 1851. Vom einstigen Bunker wird nur an der Mitte der Frontseite ein Teil sichtbar bleiben. Innerhalb des Gebäudes wurden die drei restlichen Außenwände des Bunkers in die Wohnungsplanung integriert, sodass ein loftartiger Look entstehen wird. Zur rückwärtigen Seite sorgt eine moderne weiße Fassade mit vielen Fenstern und Balkonen für ein freundliches Erscheinungsbild. Der Baubeginn des Projekts steht unmittelbar bevor. Während Architekt Heinz Hambloch für die Planung der Umbauarbeiten zuständig war, kümmert sich Diplomingenieur Hendrik um die Koordination der Umsetzungsschritte sowie den Kundenkontakt. „Über die letzten Jahre haben wir bereits Probebohrungen vorgenommen und das Gelände gerodet. Jetzt geht es bald endlich mit der Umsetzung los“, freut sich der Unternehmer. Zunächst werden Säge- und Abbrucharbeiten erfolgen, anschließend wird das Bauwerk entkernt. Um dem massiven Betonbau zu Leibe zu rücken, werden schwere Gerätschaften benötigt, die extra zu diesem Zweck von einer Spezialfirma aus Lübeck angefordert wurden.

Jede Wohnung des südwestlich ausgerichteten Gebäudes wird mit einem Balkon oder einer Terrasse ausgestattet sein. Die Fassade wird zum Marienplatz hin verklinkert und nimmt damit – ebenso wie mit den Mansardenfenstern im zweiten und dritten Stock – stilistisch Bezug auf das nahegelegene alte Schulgebäude von 1851.

 

Vor allem aufgrund der guten Anbindung nach Düsseldorf ist Fischeln eine beliebte Wohngegend für Neu-Krefelder. „Bis zum Flughafen sind es nur zwei Ampeln“, schmunzelt Hambloch. Den Gedanken, den alten Luftschutzbunker zu revitalisieren, hegten er und sein Vater Heinz bereits seit mehreren Jahren. 2016 legten sie mit der Gründung der Marienhof Fischeln GmbH den Grundstein für die zweijährige Planungsphase. Neben der Hambloch Projektentwicklung GmbH sind der ehemalige Industriemanager Professor Heinz Klinkhammer und der Geschäftsführer der wupsi GmbH, Marc Kretkowksi, am Projekt beteiligt. Heinz und Hendrik Hambloch konnten bereits mehrfach ihr gutes Gespür für die Umnutzung und Revitalisierung alter Gebäude unter Beweis stellen. Beispiele sind die Restaurierung der alten Samtweberei am Gahlingspfad und der Gaststätte Korff an der Kölner Straße sowie der Umbau der Norbertuskirche am Blumenplatz, die das Team um das Vater-Sohn-Unternehmerduo im Jahre 2014 abschließen konnte.

 

“Wir haben das Gebäude so angelegt, dass der Konfliktpunkt Lärmbelästigung kein Problem mehr darstellen sollte. Die dicken Wände schirmen das Haus zum Platz hin ab. Die sind um die zwei Meter dick. Da dringt so schnell nichts durch.“

Heinz Hambloch

Unter den Fischelner Schützenfans und Brauchtumsanhängern traf das Projekt vor allem zu Beginn der Planung auf gespaltene Meinungen. Die Bürger-Schützen-Gesellschaft Fischeln besteht bereits seit mehr als 500 Jahren und zählt heute über 1.100 aktive und fördernde Mitglieder. Durch ihr soziales Engagement für den Stadtteil und die aktive Jugendarbeit ist die BSG eine tragende Struktur der öffentlichen Allgemeinheit in Fischeln. Das alle zwei Jahre stattfindende Schützenfest hat hier seit Jahrhunderten Tradition. So hatten in der Vergangenheit viele Vereinsmitglieder Besorgnis und Kritik bezüglich des Bauvorhabens geäußert. Was würde geschehen, wenn plötzlich 30 neue Wohnungen mit dutzenden Bewohnern direkt am Veranstaltungsort des Schützenfestes angesiedelt wären? „Das muss miteinander gehen und das kann auch miteinander gehen“, so Hambloch. „Wir haben das Gebäude so angelegt, dass der Konfliktpunkt Lärmbelästigung kein Problem mehr darstellen sollte. Die dicken Wände schirmen das Haus zum Platz hin ab. Die sind um die zwei Meter dick. Da dringt so schnell nichts durch.“ Außerdem sei ein entsprechender Absatz in den Kaufvertrag integriert worden, der eine Einverständniserklärung bezüglich der potenziellen Lärmbelästigung beinhalte. „Ich sehe nicht, dass wir ein Stolperstein sind“, findet er. Als Mitglied der Fischelner Werbegemeinschaft hat Hambloch selbst gesteigertes Interesse daran, dass beliebte Großveranstaltungen im Kern des Stadtteils ohne Probleme fortlaufen können. Die Werbegemeinschaft ist unter anderem für die jährlich stattfindenden Events Fischeln Open und den Weihnachtsmarkt verantwortlich.

Dipl. Bauingenieur und Projektentwickler Hendrik Hambloch

 

Die Vorstellung vom Wohnen in einem Bau, der Alt und Neu stilistisch vereint, findet großen Anklang. Erste begeisterte Käufer haben bereits Wohn- und Geschäftsräume im Marienhof reserviert. Die Vision der Hamblochs, ein totes Gebäude zu neuem Leben zu erwecken, erfordert zwar noch einige Arbeitsschritte, doch das Endergebnis ist bereits greifbar. Schon  2020 wird das auf elf Millionen Euro veranschlagte Projekt fertiggestellt sein und die ersten Bewohner dürfen die alten und neuen Wänden mit Leben füllen. In Anbetracht des geschichtlichen Hintergrundes ist es umso spannender mitzuverfolgen, wie aus dem Bunker der Marienhof entsteht: Vom provisorischen Schutzraum ohne Lebensqualität und Privatsphäre zum topmodernen Wohntraum.

 

Weitere Projektdetails finden Sie auf der Projektseitewww.marienhof-fischeln.de