Große Teile der Königstraße liegen seit Monaten im gewerblichen Dornröschenschlaf. Hinter den Schaufenstern herrscht gähnende Leere; ein trauriger Anblick. In der Kritik für diesen Zustand stehen vor allem die Inhaber der Ladenlokale. Einige von ihnen arbeiten derzeit bereits an neuen Ansätzen. Zum Beispiel Mauritz Knuffmann, Sohn eines Inhaberpaares, der gemeinsam mit den Köpfen des Krefelder Streetwearlabels „kr.city“ auf Hochtouren an einem progressiven Zwischennutzungskonzept arbeitet.

 

Frischer Wind für die Königstraße

Derzeit verzeichnet die „Kö“ knapp zehn Leerstände. Ein kürzliches Eigentümertreffen ergab, dass die meisten bereit sind, eigenverantwortlich neue Konzepte zum Erhalt der Geschäftsstraße auszutesten. Vor rund zwanzig
Jahren hatte die Meile schon einmal eine Tiefphase erlebt, die die Eigentümer, unter anderem durch die Installation des modernen Glasdachs, aus eigener Kraft überwinden konnten. Knuffmann, der stellvertretend für seine Eltern an dem Treffen teilgenommen hatte, kam die Idee, ein frisches Zwischennutzungskonzept zu entwickeln, um einen langfristigen Leerstand des elterlichen Ladenlokals zu vermeiden. „Ich hatte die Entwicklung von kr.city in den sozialen Medien mitverfolgt und dachte mir, dass Michi und Vanessa
bestimmt richtig gute Ideen für eine mögliche Zusammenarbeit haben“, erzählt er.

Ein Dreiergespann mit Mission: Mauritz Knuffmann, Vanessa Rödiger und Michael Fedder
wollen die Königstraße aus dem Dornröschenschlaf wecken

Michael Fedder und seine Lebensgefährtin Vanessa Rödiger hatten vor knapp zwei Jahren ein Streetwear-Label namens kr.city auf die Beine gestellt. Aus dem anfänglichen Spaßprojekt wurde schnell ein richtiger Zweitjob. Ihre schlichten handbedruckten Shirts und Pullover verkaufen die beiden noch heute „straight outta Wohnzimmer“. Ein Geschäft zu eröffnen, kam trotz der großen Nachfrage bisher nicht infrage. „Vor einem Jahr dachten wir uns noch: ‚Ein eigener Laden, wie cool wäre das denn?‘ Das ging natürlich nicht, weil wir das Ganze neben unseren Vollzeitjobs machen“, erzählt Michael Fedder. „Diese Zusammenarbeit passt jetzt einfach perfekt, weil sowohl die Inhaber als auch wir davon profitieren. Mauritz‘ Eltern haben keinen Leerstand, und wir können ausprobieren, wie sich ein Geschäft für uns anfühlt.“ Der 29-Jährige arbeitet hauptberuflich als Bereichsleiter einer großen Supermarktkette. Seine Lebens- und Projektpartnerin ist in Vollzeit als Mediendesignerin tätig. „Ich bin ursprünglich aus Düsseldorf. Als ich nach Krefeld gezogen bin, hat es mir hier direkt gefallen, und ich fand, dass die Stadt viel Potenzial hat. Da geht noch einiges“, findet Vanessa Rödiger. Dass die Innenstadt einen sprichwörtlichen neuen Anstrich benötigt, da sind sich alle drei einig. „Man müsste ein Konzept für Krefeld entwickeln, was auch der Verjüngung der Innenstadt zugutekommt“, findet Mauritz Knuffmann. „Was die Königstraße betrifft, sollten alle etwas tun. Es ist so schade, dass hier diverse Läden leer stehen. Für diese Lokale braucht man spezielle Konzepte und muss vielleicht auch mal von der klassischen Vorstellung eines Geschäfts Abstand nehmen.“

„Zu viel wollen wir noch nicht verraten. Grundsätzlich werden wir uns aber im Bereich Kunst, Mode und Lebensmittel bewegen.“

Popping up soon… Regale voller Heimatliebe

Gesagt, getan. An der Königstraße 89 wird am 1. Juni ein Pop-up-Store eröffnen. In Großstädten wie München, Berlin und Hamburg wird dieses Geschäftskonzept bereits seit den späten 2000ern vielerorts umgesetzt: Vertreter einer bestimmten oder mehrerer kooperierender Marken bieten in einem leerstehenden oder temporär ungenutzten Lokal für einen kurzen Zeitraum ihre Waren an.Den Großteil der Verkaufsfläche werden Michael Fedder und Vanessa Rödiger mit T-Shirts, Jacken, Hoodies und Mützen ihrer Marke kr.city bestücken. Hinzu kommen ausgewählte Produkte weiterer lokaler Produzenten. „Zu viel wollen wir noch nicht verraten. Grundsätzlich werden wir uns aber im Bereich Kunst, Mode und Lebensmittel bewegen. Eine Besonderheit, die wir anbieten, wird zum Beispiel ein Gin namens ‚Longitude‘ sein, der noch nach einem ganz ursprünglichen
Verfahren destilliert wird“, erläutert Michael Fedder. Die Einrichtung des Geschäfts werden die Krefelder Vintage-Spezialisten von Tom & Mary übernehmen, deren Objekte ebenfalls zum Verkauf stehen. „Am ersten Juni werden wir hier ein schönes Eröffnungsevent starten. Wenn das gut läuft, würden wir gerne weitere kleine Veranstaltungen machen“, so der 29-Jährige. Feste Öffnungszeiten wird es für den kr.city Pop-up-Store vorerst nicht geben. Fedder und Rödiger werden jeweils kurz vorher über verschiedene Kanäle ankündigen, wann das
Geschäft geöffnet wird. „Wir werden sehen, wie das Projekt anläuft. Wenn es gut angenommen wird, werden wir uns darum bemühen, regelmäßig zu öffnen. Davon ist auch abhängig, wie lange wir den Pop-up-Store hier betreiben. Grundsätzlich haben wir noch viele Ideen in Petto, die wir dann nach und nach umsetzen werden, wenn alles gut klappt“, erklärt Rödiger.

Nun werden erst einmal letzte Vorbereitungen getroffen und die Produktion hochgefahren, denn es gilt, rund 100 Quadratmeter Verkaufsfläche zu füllen. Wenn das Projekt Pop-up gelingt, wird damit ein wichtiger Schritt in Richtung lebendige Innenstadt getan sein. Aufwachen, DornKÖschen!

 

Königstr. 89, 47798 Krefeld
www.krcity.de