Elf Jahre lang lenkte Gregor Kathstede von 2004 bis 2015 als Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt Krefeld. Der waschechte Seidenstädter sammelte zuvor politische Erfahrungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag, als Mitglied des Stadtrates sowie als ehrenamtlicher Bürgermeister. Nicht zuletzt während seiner Tätigkeit als Oberstudienrat für die Fächer Französisch und Geschichte schulte er sein Gespür für Zwischenmenschliches, das ihm im Amt zugutekam. Von seinen vielen Errungenschaften für Krefeld ist die wohl nachhaltigste die erfolgreiche Privatisierung des ehemaligen Städtischen Klinikums. Diese inspirierte den Familienvater zur Gründung einer Unternehmensberatungsfirma, mit der er deutschlandweit und auf der internationalen Bühne agiert.

Wo leben Sie heute und was machen Sie dort?
Ich wohne nach wie vor in Krefeld und bin hier glücklich. Ich habe nun mehr Zeit für das Leben und meine Familie, der Beruf ist nicht mehr das Allerwichtigste. Dennoch macht mir meine neue Aufgabe als Unternehmensberater große Freude, und sie hat mich auch schon bis nach China geführt. Ich genieße das Leben und arbeite trotzdem.

Für welches Gericht würden Sie jedes Sterne-Menü verschmähen und wer kocht es am besten? Ich liebe Bratkartoffeln mit Rührei und Gurkensalat. Kochen kann ich eigentlich nicht. Hin und wieder gibt es auch einmal Nudeln von mir, aber meine Bratkartoffeln und mein Rührei kommen sogar bei den Kindern gut an. Nur den Gurkensalat überlasse ich meiner Frau, die überdies sehr gut kocht.

Welches war die erste Platte, die Sie in Dauerschleife gehört haben?
SOS von ABBA: Ich muss etwa elf Jahre alt gewesen sein, als ich mir die Single von meinem Taschengeld gekauft habe. Es war meine erste Platte und ich besitze sie noch; einen Plattenspieler habe ich aber nicht mehr.

Wenn Sie die Augen schließen, welcher Sehnsuchtsort erscheint Ihnen und warum?
Als Oberbürgermeister war es für mich das größte Glück, nach Hause zu kommen. Aber wenn ich die Augen schließe, kommt immer wieder Frankreich – Paris, aber vor allem der Süden mit seinen Düften: Pinien, Kräu- ter, Gewürze, auch das Rauschen des Meeres und eine leichte Brise. Das ist für mich das Paradies!

Welches war der historischste Moment in Ihrem Leben?
Privates und Historie liegen hier nah zusammen: Historische Leistungen entstehen in meinen Augen dann, wenn es Menschen gelingt, verfeindete Völker zusammenzubringen. Das trifft für den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag zu, aber auch für die Maueröffnung. Und letztlich hat mir diese meine aus Sach- sen-Anhalt stammende Frau sowie die Geburten unserer Kinder geschenkt.

Was wird an Ihnen für gewöhnlich unterschätzt?
Ich bin eigentlich sehr ausgeglichen, aber wenn ich einmal sauer werde, dann werde ich stocksauer.

Welches war das schönste Kompliment, das Sie jemals bekommen haben und von wem?
Kann es ein schöneres Kompliment geben als „Ich liebe dich!“ von seiner Frau zu hören – und natürlich von seinen Kindern?

Zu welchem Anlass haben Sie zuletzt einen handgeschriebenen Brief verschickt?
Anlässlich der ersten Heiligen Kommunion des Sohnes von Freunden.

Wie haben Sie‘s mit der Religion?
Ich würde mich als religiösen Menschen beschreiben, ich bin – nicht streng – römisch-katholisch aufgewachsen und habe die klassische Karriere als Messdiener durchlebt. Es ist nicht alles gut, was in der Kirche geschieht, aber sowohl sie als auch Religion im Allgemeinen befinden sich im Wandel.

Und zu guter Letzt: Denk‘ ich an Krefeld…
…in der Nacht, bin ich überhaupt nicht um den Schlaf gebracht: Ich liebe Krefeld und sehe natürlich Schwächen, die jede Stadt hat. Ich sehe vor allem viele Stärken: Es sind nicht alle Straßen schön, aber wir haben unglaublich tolle Ecken in Krefeld. Auch das Kultur- und Sportangebot ist überaus umfangreich. Wer sich in dieser extrem lebens- und liebenswerten Stadt langweilt, ist selbst schuld. Ich lebe gerne hier!

Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Christine Lauter