Ganze vier Mal zog der SPD-Mann als direkt gewählter Abgeordneter für den Krefelder Norden – im Verbund mit Moers und Neukirchen-Vluyn – in den Bundestag ein und verschaffte sich in Berlin zwischen 2002 und 2017 insbesondere auf kulturpolitischem Terrain in verschiedenen Funktionen Gehör. Dies wundert nicht, war Sie
gmund Ehrmann vor seiner bundespolitischen Tätigkeit doch unter anderem Kulturdezernent seiner Heimat- stadt Moers. In seinem ehemaligen Wahlkreis Krefeld II – Wesel II eilte ihm der Ruf von Authentizität und ehrlichem Engagement voraus, nicht zuletzt für das renommierte Moers-Festival, das dem Jazz-Liebhaber besonders am Herzen lag. Nachdem er sich für die derzeitige Legislaturperiode nicht mehr zur Wahl aufstellen ließ, verlieh ihm seine Partei Anfang 2018 die renommierte Willy-Brandt-Medaille für seine langjährigen Ver- dienste weit über Fraktionsgrenzen hinaus.
Wo leben Sie heute und was machen Sie dort? Meine Frau und ich leben überwiegend in Neukirchen-Vluyn, etwa ein Viertel des Jahres in Berlin. In Neukirchen-Vluyn engagiere ich mich als Präses des Neukirchener Erziehungsvereine, als Stiftungsratsvorsitzender der Bürgerstiftung und in der Moerser Kulturpolitik (zum Beispiel bei den Freunden des Schlosstheaters Moers). In Berlin habe ich punktuell Aufgaben im Beirat der Stasiunterlagenbehörde und im Vorstand des SPD-Kulturforums.
Für welches Gericht würden Sie jedes Sterne-Menü verschmähen und wer kocht es am besten? „Schlat durein“ – Kartoffelpüree mit Endiviensalat und Spiegelei; das haben Ulla und ich gestern noch zubereitet.
Welches war die erste Platte, die Sie in Dauerschleife gehört haben? „You really got me“ von The Kinks (1964)
Wenn Sie die Augen schließen, welcher Sehnsuchtsort erscheint Ihnen und warum? 1972 war ich mit meiner Frau in einem entwicklungspolitischen Work- camp in Kenia und Tansania. Wir übernachteten unter anderem im YMCA-Hostel in Moschi. Den Blick aus dem Fenster auf den Kilimandscharo werde ich nie vergessen. Traumhaft!
Welches war der historischste Moment in Ihrem Leben? Der Kniefall am 7. Dezember 1970 von Kanzler Willy Brandt vor dem Mahnmal zur Erinnerung an den Aufstand im Warschauer Ghetto im Jahr 1943.
Was wird an Ihnen für gewöhnlich unterschätzt? Meine handwerklichen Fähigkeiten.
Welches war das schönste Kompliment, das Sie jemals bekommen haben und von wem? Mich hat gefreut, wenn Menschen mir zu verstehen gaben, dass ich trotz des Mandates in bestimmten herausgehobenen Funktionen bei mir selbst geblieben sei.
Zu welchem Anlass haben Sie zuletzt einen handgeschriebenen Brief verschickt? Ich schreibe gerne mit meinem Füllfederhalter, vor allem Gratula- tionen, zunehmend aber auch Trauerbriefe.
Wie haben Sie‘s mit der Religion? Ich glaube an Gott und versuche, mein Leben im Sinne der Bergpredigt zu gestalten.
Und zu guter Letzt: Denk‘ ich an Krefeld… …sehe ich eine Stadt mit vielen engagierten Menschen, die ihre kreativen Energien in Initiativen einbringen wie zum Beispiel in die spannende Entwicklung des Samtweberviertels oder im Engagement für das Stadtbad Neusser Straße (freischwimmer e. V.). Zudem freue ich mich, dass Krefeld sich seiner Bauhaustradition bewusst ist. Ich denke an die großzügigen Parks und Grünzüge, aber auch an den „Jazz an einem Sommerabend“ auf der Burg Linn.
Vielen Dank für das Gespräch!