Betritt man das Wohnhaus des Krefelder Versicherungsmaklers Manuel Blomen und dessen Frau Andrea, wird schnell klar, dass es sich bei den Bewohnern um eingefleischte Karnevalisten handelt. Schon im Flur blinken dem Besucher goldene Orden entgegen – wie wir später feststellen werden, nur ein Bruchteil der Orden und Ehrenzeichen, die die Blomens in ihrer langen Jecken-Laufbahn gesammelt haben. Im Wohnzimmer fällt der Blick sofort auf einen kleinen Glaskasten, in dem ein liebevoll zusammengesetzter Miniaturkarnevalszug zu sehen ist.

 

Manuel Blomen, 1. Vorsitzender der Westgarde 1933

„Ja, das ist unser Prinzenwagen 1987 nach Originalfotos. Das hat mir ein guter Freund geschenkt“, erklärt Manuel Blomen fröhlich, als wir ihn auf das Kunstwerk ansprechen. Der Krefelder ist seit 40 Jahren im Karneval aktiv. Zunächst bekleidete er 20 Jahre lang Vorstandsposten in der Krefelder Karnevalsgesellschaft Mösche Männekes und war mehr als zehn Jahre hauptverantwortlicher Organisator des Rosenmontagszuges und des Altweiberballes im Seidenweberhaus für das Festkomitee Krefelder Karneval, jetzt CCC. Nach dieser spannenden, aber auch sehr aufreibenden, Zeit, hatte der in Vollzeit Berufstätige eigentlich beschlossen, vorerst kein Amt mehr in einem Karnevalsverein zu bekleiden. Doch das krieewelsche Brauchtum sollte auch weiterhin einen festen Platz in Blomens Leben einnehmen. Eine Anfrage der Leibgarde der Prinzessin der Stadt Krefeld (Westgarde 1933) e. V.  vor mehr als zehn Jahren traf den Karnevalsfreund am richtigen Fleck, so dass er nun Präsident und erster Vorsitzender ist.

Die Leibgarde der Prinzessin wurde im geschichtsträchtigen Jahr 1933 als Ausgründung des Festkomitees des Bürgervereins Westbezirk gegründet. Mit dem zweiten Weltkrieg wurde die Beständigkeit der Garde auf eine harte Probe gestellt, doch schon 1945 fanden sich bereits Ehemalige zusammen, die gemeinsam den Verein wiederaufleben ließen. Als wollten die Verantwortlichen die Schrecken des Krieges mit dem Geist des Karneval bekämpfen, arbeiteten alte und neue Mitglieder unermüdlich an der Erweiterung des Vereins – unter dem Leitspruch „Viribus unitis“, mit vereinten Kräften. Dieses Engagement voller Herzblut, das die Aktiven von damals mit Verantwortungsträgern wie Manuel Blomen eint, sichert der Westgarde bis heute den Spitznamen „Garde mit Herz“. Sogar Oberbürgermeister Frank Meyer gehört dem rot-blauen Verein in der Funktion des Ehrenoberstleutnants an. Das Vereinsleben der Prinzessinnengarde ist geprägt von gemeinschaftlichen Unternehmungen wie dem Uniformappell, dem gemeinsamen Zapfenstreich mit der Prinzengarde, Hoppeditzbeerdigung, Fischessen, dem Biwak am 13. und 14. September auf dem Platz an der alten Kirche, Karnevalserwachen, einem Weihnachtskonzert sowie regelmäßigen Stammtischen und Versammlungen, die jedes Jahr im liebevoll gestalteten Journal „Garde-Echo“ festgehalten werden. Auch Ausflüge werden organisiert.

Ein Problem, das Manuel Blomen als Vereinsvorsitzenden derzeit beschäftigt, ist das schleppende Nachrücken einer neuen Generation von Brauchtumsbewahrern. „Die Jugend für den Karneval zu begeistern, ist nicht einfach“, findet er und fügt hinzu: „Heutzutage gibt es so viele Möglichkeiten, sich zu beschäftigen, und viele davon sind mit weniger aktiver Teilnahme verbunden als eine Vereinsmitgliedschaft. Wenn dann auch noch der Partner nicht mitzieht, ist das für viele ein Grund, gar nicht erst in den Verein einzutreten.“ Auch in der Anpassung der traditionellen Abläufe und Vereinsregeln an die moderne Mentalität sieht Blomen eine Herausforderung, die Stück für Stück angegangen werden muss. Ein Umdenken und erste Schritte zur Modernisierung des karnevalistischen Vereinslebens haben bereits stattgefunden. Ein wichtiger Schritt sei die Öffnung der Garden für Frauen gewesen. Bisher war es Frauen nur möglich, als Tanzmariechen im aktiven Corps am Geschehen teilzuhaben – das entspricht allerdings schon lange nicht mehr den Ansprüchen der modernen Frau. „Wir haben deshalb ein Offiziersdamencorps, das mit eigenem Wagen am Rosenmontagszug teilnimmt“, erklärt Blomen, der hofft, dass das Brauchtum durch vereinsinternes.  Engagement und Unterstützung durch die lokalen Medien und Unternehmen einen Aufschwung erfahren wird. „Das Vereinsleben ist eine schöne Sache. Das gibt Stabilität im Alltag, was ich sehr wertvoll finde.“ Über Interessierte freue sich der Vorstand sehr. Einsteigen dürfen Jugendliche ab 16 Jahren und Jüngere mit elterlicher Erlaubnis oder in Begleitung. Eine gute Gelegenheit, die Vereinsmitglieder in ungezwungener Atmosphäre kennenzulernen, bieten die zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen der Session 2019. Gemeinsam mit der Prinzengarde veranstaltet die Westgarde beispielsweise eine große Kostümparty im Bockumer Zeughaus, die am 1. März ab 19 Uhr stattfinden wird.

Nach unserem Gespräch im gemütlichen Wohnzimmer führt Manuel Blomen uns auf Nachfrage noch in den Keller, wo er mit seiner Frau aus den Prinzen-Ornaten, rund 1.200 Orden, Urkunden, Kostümen und Auszeichnungen der letzten 40 Karnevalssessionen ein kleines Privatmuseum erschaffen hat. Den Abschluss unseres Rundgangs bildet eine Vitrine mit Erinnerungen an das Jahr 1987, in dem Manuel und Andrea das Krefelder Prinzenpaar waren. „Ja, da kamen schon ein paar Sessionen zusammen“, schließt Manuel Blomen augenzwinkernd. Und wenn man davon ausgehen darf, dass die Blomens weiterhin mit Leib und Seele am Karneval teilhaben, wird die Sammlung noch um eine beträchtliche Anzahl prächtiger Abzeichen wachsen.

 

Leibgarde der Prinzessin der Stadt Krefeld (Westgarde 1933) e.V.
Postfach 10 13 19, 47798 Krefeld
www.westgarde-krefeld.de
www.blomen.com


Karten für die große Kostümparty im Bockumer Zeughaus erhalten Sie beim 1. Vorsitzenden, Manuel Blomen, Telefon: 02151-304079.