Im Zeitalter des Internethandels sind spezialisierte Einzelhändler selten geworden. Vermeintlich unschlagbare Preise und die Annehmlichkeiten des Einkaufens per Mausklick drohen vielerorts den lokalen Einzelhandel auszuradieren. Am Uerdinger Marktplatz trotzt das Traditionsunternehmen Wieland Lederwaren seit Jahrzehnten erfolgreich der großen Konkurrenz aus dem Netz und erinnert dabei ein wenig an das bekannte kleine gallische Dorf, das sich der römischen Übermacht widersetzt. Kein Zaubertrank, wohl aber ein sorgsam verwaltetes Sortiment, umfassende Beratung, konkurrenzfähige Preise und ein direkter Service sind die Zutaten des Erfolgs.
Es ist dieser unnachahmliche Geruch von Leder, der einem in die Nase steigt und wohlige Kindheitserinnerungen weckt, wenn man die Filiale von Wieland Lederwaren betritt. Ein Ort der Rückbesinnung auf das Wesentliche: Man weiß sofort, was verkauft wird, warum man gekommen ist und dass man sich mit seinem Anliegen in besten Händen befindet. Hochwertige Koffer, modische Handtaschen, Börsen, Rucksäcke, Gürtel, Tücher und andere Accessoires aus Leder und modernen Synthetik-Materialien zieren die hell erleuchteten Regale des Ladenlokals. „Im Grunde sind wir ein kleines Kaufhaus für Behältnisse mit Henkel oder Trägern“, beschreibt Olaf Wieland sein spezialisiertes Sortiment, während er die neueste Ware verräumt und ergänzt: „Ein klassisches Lederwarensortiment, ausgenommen ist nur Bekleidung.“ Olaf Wieland ist 50 Jahre alt und führt das Geschäft seit 1987. Die Geschichte des Familienunternehmens geht jedoch viel weiter zurück – bis in die 60er-Jahre.
Damals betrieben seine Eltern die Firma Wiela Lederwarenfabriken, eine Manufaktur für hochwertige Schulartikel. „Dort wurden Schulranzen und Schulmappen aus Leder und Kunstleder, korrekt gesagt, Synthetikmaterialien, gefertigt und hier in Uerdingen und in ganz Deutschland vertrieben“, berichtet Wieland von einer Zeit, in der große Unternehmen den Markt noch nicht monopolisiert hatten. Bis in die 80er-Jahre konnte die Manufaktur überleben und beschäftigte in Spitzenzeiten bis zu 30 Mitarbeiter. „Dann brach die Scout-Ära an: Ein Umschwung von Leder und Synthetik zu sogenannten Perlon-Materialien, der Stoff des klassischen Scout-Rucksacks. Der Konkurrenzdruck der importierten Massenware wurde zu groß, und die Manufaktur musste schließen“, resümiert Wieland über das Ende der elterlichen Firma. Es blieb das Geschäft in Uerdingen, das Wieland nach dem Tod seiner Mutter übernahm und mit viel kaufmännischem Geschick zu einer kleinen Kette ausbaute, mit mittlerweile fünf Filialen und erneut etwa 30 Mitarbeitern.
„Unser Sortiment bedient Kunden aller Altersklassen, von der modischen Dame über den praktischen Globetrotter, der Reisegepäck sucht, bis hin zum sportlichen Zeitgenossen, der etwas Lässiges für Schule, Beruf oder Freizeit benötigt.“
Gerne würde der passionierte Einzelhändler auch heute noch mit kleinen Manufakturen zusammenarbeiten, um an die Familientradition anzuknüpfen, doch der Markt gibt dies nicht mehr her. „Es gibt kaum noch kleine Hersteller. Lederwaren machen nur knapp ein Prozent des gesamten Einzelhandelsvolumen aus, und entsprechend sieht auch der Zuliefermarkt aus. Da muss man einfach mit der Zeit gehen“, erklärt Wieland. Dass dieser Umstand keinesfalls schlecht für den Kunden ist, beweist das eindrucksvolle Sortiment mit hochwertigen Produkten internationaler Hersteller. Handtaschen von renommierten Designern wie Joop, Bogner, Gerry Weber und Aunts & Uncles bedienen die individuellen modischen Ansprüche der modernen Frau. Reiseartikel von Rimowa, Samsonite und Travelite garantieren höchsten Reisekomfort, und die Rucksäcke und Ranzen von Firmen wie Ergobag, Herschel, Dakine, Eastpack oder Vaude sind treue Begleiter im stressigen Alltag. Eine umfassende Palette an Behältnissen für jeden Zweck: „Unser Sortiment bedient Kunden aller Altersklassen, von der modischen Dame über den praktischen Globetrotter, der Reisegepäck sucht, bis hin zum sportlichen Zeitgenossen, der etwas Lässiges für Schule, Beruf oder Freizeit benötigt – sie alle finden bei uns das passende Produkt.“
Das Sortiment der verschiedenen Filialen ist dabei angepasst an die lokale Kundschaft, wie Souad Louriz (50), die Lebensgefährtin und Geschäftspartnerin von Olaf Wieland, ergänzt: „Ein Standort wie Kempen ist sicher deutlich modischer ausgerichtet als unsere Filiale in Geldern. Hier in Uerdingen sind wir sehr breit aufgestellt, da wir hier auch Laufkundschaft haben. Viele Leute kaufen Dinge, die sie gar nicht im Sortiment erwartet hätten.“ Die Orientierung am Kunden zeigt sich auch beim individuellen Service. Mehr als 25 Jahre Erfahrung im Lederwarengeschäft – da geht die ein oder andere Reparatur auch direkt vor Ort schnell von der Hand, wie Wieland berichtet: „Wir versuchen Artikel des täglichen Gebrauchs sofort zu reparieren. Außerdem arbeiten wir auch mit lokalen Werkstätten zusammen. Das geht über den kleinen Dienstweg dann sehr schnell. Reparaturen gehen natürlich zu unseren Lasten, für treue Kunden auch über die gesetzlich vorgeschrieben Garantiezeiten hinaus.“
Ein Service, den man im unpersönlichen Internethandel nicht erwarten kann. Vom Koffer-Kauf im Netz hält Wieland indes ohnehin nicht viel, insbesondere nicht, wenn es um Produkte geht, die vor dem Kauf getestet werden müssen: „Wir betreiben grundsätzlich keinen Internethandel. Unsere Aufgabe ist der stationäre Einzelhandel, und darauf konzentrieren wir uns. Alles andere wäre nur halbherzig.“ Die Preisentwicklung im Internet hat der Unternehmer natürlich stets im Blick, und auch darüber hinaus besteht ein direkter Anschluss an die Netzwelt: „Als autorisierter Reseller unserer Produkte sind wir auf den Homepages der Hersteller gelistet. Viele Kunden finden uns auf diese Art und Weise.“ Bei aller Passion für den Einzelhandel hat Wieland Lederwaren den Anschluss an die digitale Welt also keinesfalls verpasst. Auch darüber hinaus geht das Unternehmen mit der Zeit. Der neueste Trend heißt „Ranzen-Party“. Bei den Events können sich angehende Schüler und ihre Eltern zu allen wichtigen Themen rund um die Einschulung informieren und verschiedene Produkte direkt ausprobieren: „Wir präsentieren dort unser Ranzen-Sortiment in Verbindung mit einem kleinen Parcours. Die Kinder können dort rennen, klettern und testen, wie sich der Ranzen auf dem Rücken verhält.“ Das nächste Event, bei dem auch Wieland Lederwaren vertreten sein wird, findet am 17. Januar 2016 in der Sporthalle der Turnerschaft St. Tönis statt.
Ähnlich der gallischen Enklave inmitten des römischen Imperiums spielt übrigens auch bei Wieland Lederwaren ein Vierbeiner die heimliche Hauptrolle. Hund Lilly ist die gute Seele des Geschäfts und gehört genauso zum Inventar wie die breite Palette an Lederwaren und die klare Vision.
Wieland Lederwaren, Alte Krefelder Str. 5, 47829 Krefeld, Tel. 02151-483843