Am Rande des Hülser Bruchs, unweit des Verberger Ortsrands, liegt ein langgestrecktes Gebäude, aus dem meist vielstimmiges Hundegebell schallt. „Tierschutzverein“ steht deutlich in schwarzen Lettern auf der weiß gestrichenen Fassade geschrieben. Die allermeisten Krefelderinnen und Krefelder wissen, dass es sich bei dem Gebäude um das Krefelder Tierheim am Flünnertzdyk handelt. Weniger dürfte bekannt sein, dass diese Tierschutzeinrichtung im September ihr 50jähriges Bestehen feiert. 20 Hunde, 91 Katzen, 18 Igel und 31 andere Tiere wie Vögel, Kaninchen oder Reptilien lebten am Tag unseres Besuchs in den Räumen des Krefelder Tierheims, was nach Aussage von Leiter Frank Schankat eine „mittlere bis hohe Belegung“ darstellt. Angefangen hat die Geschichte in den 50er Jahren mit der Errichtung von drei kleinen Hundehäusern für die Unterbringung von Fundhunden. Das später an der Inrather Straße errichtete Hundeheim hatte zunächst fünf, später zehn Boxen, die allerdings nicht geheizt werden konnten. Die zunehmend unhaltbaren Zustände ließen Stimmen, die ein angemessen ausgestattetes Tierheim forderten, immer lauter werden.

Krefelder Tierheim

Der Vorstand des Krefelder Tierschutzvereins (von links) Jörg Grünauer (Zweiter Vorsitzender), Sascha Antelmann (Erster Vorsitzender), Christiane Probsthain (Geschäftsführerin), Christian Roghmans (Schatzmeister) und Dietmar Beckmann (Sprecher des Vorstandes)

Da die Stadt Krefeld sich anfangs weigerte, den Neubau eines Tierheims zu unterstützen, machte sich der damalige Tierschutzverein selbst auf die Suche und entdeckte schließlich im Frühjahr 1969 den „Knieshof“ am Flünnertzdyk 190, einen kleinen Bauernhof, der mit Stall, Scheune, Remise und einer großen Wiese für den Auslauf ideale Voraussetzungen für den Betrieb eines Tierheims bot. Also stellte sich der ehrenamtlich geführte Verein den organisatorischen und finanziellen Herausforderungen und stürzte sich in den Umbau. So konnte am 5. Oktober 1969 die offizielle Eröffnung gefeiert werden, was mit 30.000 D-Mark Spenden von Privatleuten belohnt wurde. Der 1969 fertiggestellte Bauabschnitt war allerdings nur ein erster Schritt in einer langen Kette von Umbaumaßnahmen. Denn die Räumlichkeiten mussten immer wieder dem wachsenden Platzbedarf angepasst werden. Wobei seit Mitte der 70er Jahren glücklicherweise auch öffentliche Fördermittel eingesetzt werden konnten. Den vorläufig letzten Schritt stellen die Sanierungsmaßnahmen von 2016 dar. Dabei wurde die Kleintieranlage mit hellen, luftigen Boxen ausgestattet und ein Schildkrötenfreihege und eine Luftwaschanlage für infektiös erkrankte Tiere eingerichtet.

„WIR FREUEN UNS ÜBER JEDEN, DER UNS UNTERSTÜTZT, OB MIT EINER SPENDE, EINER PATENSCHAFT, DEM BEITRITT ZUM VEREIN ODER PRAKTISCHER HILFE – ZUM BEISPIEL ALS GASSI-GEHER FÜR UNSERE HUNDE ODER HELFER HIER IM TIERHEIM.”

Krefelder Tierheim

Tierheimleiter Frank Schankat mit einem vierbeinigen Schützling

Wer vor Ort in Augenschein nehmen möchte, was sich im Krefelder Tierheim in den letzten Jahren alles getan hat, kommt am besten am Samstag, 28. September, zum Tag der offenen Tür. „Wir freuen uns, wenn viele Menschen den Weg zu uns finden“, erklärt Tierheimleiter Schankat, „denn seit wir nicht mehr die Anlaufstelle für Krefelder Fundtiere sind, scheinen wir hier bei vielen in Vergessenheit geraten zu sein.“ (Zur Erklärung: Fundtiere sind einem Besitzer verlorengegangen und werden nach der Auffindung wieder zurückgebracht. Weil Gemeinden für die Betreuung von Fundtieren Geld bezahlen, wird diese Aufgabe regelmäßig neu ausgeschrieben. Aktuell werden die Krefelder Fundtiere vom Tierheim Moers betreut.) „Das heißt allerdings nicht, dass wir jetzt weniger zu tun haben. Im Gegenteil“, betont Frank Schankat. „Wir fahren allein drei- bis viermal am Tag hinaus, um Wildtieren wie Igeln oder Jungvögeln zu helfen. Dazu bekommen wir immer wieder Hinweise auf Katzen oder Hunde, die sich bereits mehrere Tage herrenlos in der Nähe von Menschen aufhalten, die holen wir dann hier ins Tierheim. Dazu kommen polizeiliche Sicherstellungen von Tieren, die aufgrund ihrer hohen Anzahl von den Haltern nicht mehr artgerecht versorgt werden“, ergänzt der Tierheimleiter. „Darunter sind immer auch ungewöhnliche Haustiere wie Schlangen oder Schildkröten, an denen die Eigentümer mit der Zeit die Lust verlieren, weil sie die Pflege im Vorfeld unterschätzen. Und getreu des Selbstverständnisses unser Tierschutzarbeit greifen wir natürlich auch ein, wenn sich ein Tier offensichtlich in Not befindet!“ Tieren in Not zu helfen, Menschen die Bedürfnisse von Tieren nahezubringen und auf skandalöse Tierhaltung aufmerksam zu machen sind nämlich die originären Auf gaben eines Tierschutzvereins.

„Es ist gut, dass das Tierheim in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, aber unsere Aufgaben gehen weit über die Aufbewahrung von entlaufenen Tieren hinaus“, betont Sascha Antelmann, seit kurzem Erster Vorsitzender des „Tierschutzvereins Krefeld und Umgebung 1877 e.V.“. „Zusammen mit anderen Tierschutzorganisationen wollen wir vor allem auf das Bewusstsein der Menschen einwirken. Tiere sind fühlende Wesen, mit denen man nicht beliebig umspringen darf. Wir klären über grundlegende Missstände wie Massentierhaltung, Tierversuche oder qualvolle Tierzucht auf, reagieren aber auch auf Einzelfälle vor Ort.“ Tierheimleiter Frank Schankat ergänzt: „Wenn wir zum Beispiel mitbekommen, dass jemand seinen Hund in einem viel zu engen Zwinger hält, versuchen wir mit dem Betreffenden Kontakt aufzu- nehmen. Zeigt er sich völlig uneinsichtig, melden wir den Fall der Polizei, die dann dagegen vorgeht. In Notfällen, zum Beispiel wenn ein Tier auf der Straße angefahren wird, werden wir auch sofort tätig, ohne auf eventuell zuständige Helfer zu warten.“

Sowohl bei der Tierheimarbeit als auch beim allgemeinen Tierschutz kann der Krefelder Tierschutzverein jede Hilfe gebrauchen. Und dass erst recht, seit die Einnahmen durch die Fundtierbetreuung weggefallen sind. „Wir freuen uns über jeden, der uns unterstützt, ob mit einer Spende, einer Paten- schaft, dem Beitritt zum Verein oder praktischer Hilfe – zum Beispiel als Gassi-Geher für unsere Hunde oder Helfer hier im Tierheim. Das ist sinnvolle Arbeit und macht zugleich auch viel Spaß“, erklärt der Zweite Vorsitzende des Krefelder Tierschutzvereins Jörg Grünauer. „Wer sich dazu informieren möchte, kann uns gerne am Tage der offenen Tür besuchen, oder einfach so Kontakt zu uns aufnehmen.“

Tierheim Krefeld, Tierschutzverein Krefeld und Umgebung von 1877 e.V. Flünnertzdyk 190, 47802 Krefeld, Telefon: 02151-56 21 37 www.tierheim-krefeld.de

Feier – 50 Jahre Tierheim Krefeld! Samstag 28.09. 2019, 12 bis 17 Uhr