Die Teddymanufaktur von Silvia Nöhles


Kinder lieben Kuscheltiere. Das bekannteste und beliebteste Stofftier deutscher Kinder ist seit über hundert Jahren der Teddybär. Richard Steiff, ein Neffe der deutschen Spielzeugherstellerin Margarete Steiff, entwickelte im Jahr 1902 den ersten Plüschbären mit beweglichen Armen und Beinen. Seitdem ist das Tier aus keinem Kinderzimmer mehr wegzudenken. Für viele Heranwachsende werden die flauschigen Figuren zu Freunden, Beschützern und Seelentröstern. Sie sind so präsent im Alltag des Kindes, dass sie manchmal fast den Anschein erwecken, sie würden ab und an zum Leben erwachen, um auf nächtliche Streifzüge durch das Kinderzimmer zu gehen oder neugierig die Außenwelt zu entdecken, um im besten Fall eine klebrig-süße Honigwabe zu ergattern. Dass die Begeisterung für Teddybären bis weit über das Kindesalter hinaus anhalten und wachsen kann, zeigt die Gartenstädterin Silvia Nöhles: Die Teddy-Liebhaberin stellt kleine Plüschbären in liebevoller Handarbeit her.

Die Teddymanufaktur von Silvia Nöhles

Für die Krefelderin dreht sich seit fünf Jahren alles um wollige Stoffe und kleine Knopfaugen. Ihre „NöhliBären“-Familie zählt mittlerweile rund 200 Mitglieder. Sie wohnen in Regalen, auf Kommoden, in Kokosnuss-Nestern und auf dem Fenstersims des Arbeitszimmers. Kleine, große, mittlere und Mini-Bären. Sie haben Engelsflügel, tragen Schals oder eine Brille auf der Schnauze. Sie sind braun, beige, weiß, grün und rot. Keiner sieht aus wie der andere – gemeinsam haben sie nur den dicken kleinen Bauch, der ihnen etwas absolut Liebenswertes verleiht. „Ich hatte immer schon eine Vorliebe für Kuscheltiere und sammelte bereits seit Jahren Teddybären, zum Beispiel im Urlaub. Als ich noch als Grundschullehrerin tätig war, habe ich in meinem Lieblingsfach, dem Sachunterricht, oft Textilarbeiten mit meinen Schülern gemacht“, erzählt sie. Mit ihrer Pensionierung stand der 66-Jährigen plötzlich viel freie Zeit zur Verfügung, die es zu füllen galt. So entschloss sie sich, ihre Begeisterung für die Handarbeit mit der Vorliebe für Plüschbären im Projekt NöhliBären zu vereinen. Das Handwerk dazu lernte Nöhles bei der Linnerin Anette Spörk. Diese nähte viele Jahre selbst Bären und Stofftiere und eröffnete vor einigen Jahren ein Spielwarengeschäft im historischen Ortskern des Krefelder Stadtteils.

 

Die Teddymanufaktur von Silvia Nöhles

Silvia Nöhles erweckt Teddys zum Leben

 

„Ich hatte immer schon eine Vorliebe für Kuscheltiere und sammelte bereits seit Jahren Teddybären, zum Beispiel im Urlaub. Als ich noch als Grundschullehrerin tätig war, habe ich in meinem Lieblingsfach, dem Sachunterricht, oft Textilarbeiten mit meinen Schülern gemacht.“

 

 

 

In einen Bären fließen zwei bis drei Tage Arbeit. Je nachdem, wie aufwändig er gestaltet ist. Zunächst muss Silvia Nöhles ein Schnittmuster entwickeln, passenden Stoff aussuchen und diesen angepasst an die Form des Bären zuschneiden. Anschließend näht sie die einzelnen Gliedmaßen des Bären, die dann mit Gelenken versehen und mit einer speziellen Füllwatte ausgepolstert werden. Zum Schluss wird der Bär zusammengesetzt, bekommt Augen angenäht, Nase und Mund aufgestickt und wird mit charakteristischen Details versehen. „Man darf kein hektischer Mensch sein“, erklärt Nöhles, „Das ist unter Umständen schon eine ganz schön frickelige Arbeit und erfordert Geduld.“ Dass Silvia Nöhles diese Geduld besitzt, kann jeder beobachten, der ihr einmal bei der Herstellung eines Bären zusehen darf. Mit geschickten Stichen und Griffen meistert sie motorisch höchst anspruchsvolle Kleinstarbeiten, an denen manch einer bereits nach kurzer Zeit verzweifeln würde. Am Ende sieht sie ihrem neuen Bären ins Gesicht und lächelt. „Das ist eine richtige Sucht mittlerweile“, lacht sie. Obwohl der Herstellungsprozess der Bären sehr technisch ist und die Einzelteile des kleinen Tierchens zunächst etwas grotesk anmuten, entsteht, sobald Silvia Nöhles sie zusammenfügt, ein lebhaft dreinblickendes kleines Geschöpf. „Es macht so viel Spaß, diese kleinen Bärchen zum Leben zu erwecken. Am schönsten ist es, wenn einen der fertige Bär zum ersten Mal mit seinen Knopfaugen anguckt.“

Die Teddymanufaktur von Silvia Nöhles

An Ideen mangelt es der Rentnerin nicht. Jeder Bär ist anders, ein eigener Charakter. „Solange ich Stoff und Garn habe, habe ich auch immer neue Einfälle“, so Nöhles. So gern sie ihre Bärenfamilie auch hat, allzu sentimental ist sie nicht. „Ich verkaufe die Bären auch. Es gibt nur wenige, die mir so ans Herz gewachsen sind, dass ich sie nicht weggeben würde.“ Wer sich für ein Bärchen interessiert, darf die kreative Rentnerin gerne aufsuchen und mit ihr gemeinsam durch die Regale stöbern. „Es gibt viel zu gucken, ich freue mich über Besuch“, verspricht sie. Eine kleine Auswahl ihrer Bärchen bewohnt außerdem die Regale des „Burglädchens“ in Linn.

Wer eine gewisse Schwäche für weiches Fell und glänzende Knopfaugen hat, wird nicht anders können, als sich in die kleinen Bärchen zu vergucken. Wenn man sie mit schief gelegtem Kopf in ihren Regalen und Kokoskörbchen sitzen sieht, glaubt man beinahe, dass sie bei Anbruch der Dunkelheit zum Leben erwachen und auf der Suche nach einem kleinen Abenteuer ihren Platz verlassen, wo sie sich in der Morgendämmerung wieder niederlassen, stumm und unschuldig; die Erlebnisse des nächtlichen Ausflugs nur noch als Funkeln in ihren Augen sichtbar.

 

Mail: noehlibaer@web.de