Ein moderner Imbiss, schwarz lackiert und mit zahlreichen Kräutern vor der Tür, steht im Gewerbegebiet Fichtenhain. Wenig hat er noch gemein mit dem alt eingesessenen Imbiss, bei dem es die traditionellen „Pommes Rot-Weiß“ gab. Dieser hier erweckt eher den Eindruck einer kleinen Wunderküche, in der aus diversen Kräutern und frischen, regionalen Zutaten, kleine Speisen gezaubert werden. Die beiden Jungs hinter der Theke sind zwei ehemalige Marienschüler, die sich 2016 selbstständig gemacht haben: Lukas Stappmann und Tim Gebauer.

Ein eingespieltes Team (v.l.): Tim Gebauer und Lukas Stappmann
Gekonnt lässt Stappmann das Messer durch die Süßkartoffeln gleiten und schneidet sie in größere Stücke. Seine Griffe wirken routiniert und gekonnt. Die Süßkartoffel gehört zu einer der meist zubereiteten Speisen des jungen Teams von Wunderwerk. Und dabei war es am Anfang ganz anders geplant. Eigentlich sollte die Nutzpflanze nur als Beilage dienen, Hauptspeisen sollten Wraps und Salate sein. Aber, wie so oft im Leben, kam es auch in der Küche von Stappmann und Gebauer anders, als sie anfangs dachten. Jetzt stehen die beiden Krefelder hier in ihrem Imbiss, der bereits ihr zweites Standbein, neben einem Foodtruck, ist. Lukas und Tim – eine Geschichte, die bereits in der fünften Klasse begann und mit einem Austauschjahr in Neuseeland kulinarische Fahrt aufnahm.
Während die sympathischen Krefelder in der kleinen Küche ihres Imbisses in Fichtenhain werkeln, berichten sie von dem Erlebnis, das sie zu der Idee inspirierte. „Als wir in der elften Klasse beide in Neuseeland waren, haben wir uns zwischendurch mal getroffen. Einmal waren wir in einem Restaurant, in dem es ein mongolisches Barbecue gab. Das war der Beginn von allem“, berichtet Stappmann. Schon einen Tag, nachdem die beiden die mongolische Küche genossen hatten, stand fest: „Wir wollen auch so etwas machen“. Anfangs waren die Zwei allerdings noch reichlich unwissend, wie Gebauer lachend erklärt, während er mehrere Äpfel in Scheiben schneidet: „Wir dachten, das Konzept eines mongolischen Barbecues gäbe es in Deutschland noch nicht.“ Schnell fanden beide heraus, dass sie sich irrten. Die Idee, sich gemeinsam im kulinarischen Bereich selbstständig zu machen, blieb aber bestehen. Was für andere ein fixes Hirngespinst heranwachsender Jugendlicher ist, wurde für die beiden Krefelder zu einem Lebenstraum. Während Mitschüler noch überlegten, welchen Weg sie nach dem Abitur beruflich einschlagen sollen, stand für Stappmann und Gebauer bereits fest, dass es etwas Eigenes sein soll. Etwas, das ihr kulinarisches Herz höher schlagen lässt. Aber auch etwas, mit dem sie bei anderen auch auf Zweifel stießen. „Viele waren am Anfang noch skeptisch, ob das klappt und ob wir uns nicht irgendwann auf die Nerven gehen würden, wenn wir so viel aufeinander hängen“, erklärt Gebauer. Ein Problem, das schon vielen anderen vor ihnen zum Verhängnis wurde. Bei den beiden zeigte sich aber bereits nach kurzer Zeit, dass es klappt. Wenn Stappmann seinem Freund und Kollegen präzise Anweisungen zuruft, nimmt Gebauer diese gelassen an und setzt sie um: „Ich bin hier mehr der Sous-Chef, der Lukas zuarbeitet“, so der 26-Jährige grinsend. Für ihn, der ein BWL-Studium absolviert, und vorher in der Unternehmensberatung für die Gastronomie gearbeitet hat, kein Problem. Auch wenn beide kochen können, ist es Gebauer, der Food & Beverage Management studiert und nebenher bei Mongos gearbeitet hat.
- Ente auf einem Bett aus Süßkartoffeln, Zwiebeln und Äpfeln
- Rucola mit Birnenstücken, Walnüssen, Heidelbeeren und Feta
Dem Zufall überlassen die beiden Krefelder nichts. Oder besser gesagt, sie versuchen, den Zufall auf ihre Seite zu holen und bereiten sich bestmöglich darauf vor. So wird die Temperatur der Ente, die nach dem Anbraten zu den Süßkartoffeln, Äpfeln und Zwiebeln in den Ofen gegeben wird, natürlich auch genauestens im Blick behalten. „Circa 60 Grad sollte sie haben“, verrät Stappmann und fügt hinzu, „nicht viel heißer, denn sonst wird sie zu zäh.“ Und zäh soll weder das zubereitete Essen der beiden schmecken, noch soll ihr Business zäh laufen. Damit dem nicht so ist, haben beide auch bereits während des Studiums Geld gespart, um ihr erstes Projekt zu realisieren. Als ambitioniert könnte man die ersten Wünsche und Hoffnungen durchaus beschreiben: „Eigentlich wollten wir direkt mit einem Restaurant starten, dafür reichte unser Geld aber nicht“, erläutert Stappmann. Eine Tatsache, die die beiden Krefelder aber nicht aus der Bahn warf. Stattdessen wurden neue Pläne gemacht. Die Idee eines Foodtrucks mit zusätzlichem Catering-Service wurde geboren. Im Verkauf sollten Wraps und Salate angeboten werden. Nebenher sollte es als Beilagen Süßkartoffeln geben und etwas Fleisch. Ein Konzept, das nicht gut funktionierte und erste Zweifel aufkommen ließ. „Wir haben gemerkt, dass die Kunden immer noch gerne die guten alten Pommes essen – egal, ob aus Süßkartoffeln oder normalen Kartoffeln“, erklärt Gebauer. Deshalb wurde die Idee kurzerhand überarbeitet und geändert. Zusätzlich zu Salaten und Wraps boten die beiden ehemaligen Marienschüler auch Süßkartoffelpommes, Pulled Pork und Pulled Chicken an. Und die Flexibilität der Zwei ging auf. Auf immer mehr Stadtfesten wurden die Krefelder gebucht und machten sich mit ihrem Foodtruck einen Namen.
Während die Ente weiter im Ofen gart, zaubern die beiden im Team aus Rucola, Walnüssen, Birnenstücken und Heidelbeeren einen frischen Salat. Salat als Hauptspeise mag nicht so gut funktioniert haben, als Beilage ist er für beide aber unabdingbar. „Wir versuchen überwiegend mit regionalen Produkten zu arbeiten und haben auch unsere eigenen Kräuter draußen vor dem Imbiss stehen“, so Gebauer. Dass sie jetzt diesen Platz haben, um Kräuter anzubauen, ist eher ein Zufall. Ein Zufall, auf den sie auch gut vorbereitet waren und den sie als Chance nutzen. „Wir waren auf der Suche nach einem Stellplatz für unseren Foodtruck, um dort mittags unsere Speisen anzubieten und hatten stattdessen auf einmal das Angebot für den Imbiss“, so Gebauer lachend. Ein Zufallstreffer, der mehr als gelegen kam, denn die Wintermonate können mit einem Foodtruck durchaus hart werden. „Januar und Februar sind tote Monate, da hatten wir schon einige Zweifel, wie wir das stemmen können“, verrät Stappmann nachdenklich. Mit dem Imbiss kam die Lösung der Probleme, die beide direkt ergriffen. Der Mut der Krefelder wurde belohnt. Nicht nur, dass die „Speisekammer“, wie der Imbiss in Fichtenhain heißt, gut läuft – zusätzlich belegten die engagierten Unternehmer im Sommer den ersten Platz beim Krefelder Gründerpreis. Eine Auszeichnung, die beiden nicht nur Geld einbrachte, sondern sie in ihrem Tun bestätigte. „Im Juni 2016 haben wir unseren Foodtruck und unser Catering eröffnet und im April dieses Jahres unseren Imbiss. Es ist schon toll, wie viel wir schon geschafft haben“, so Gebauer. Dass sie das alles geschafft haben, können sie vor allem sich selbst und dem starken Glauben daran, dass sie es schaffen, verdanken. Garniert mit dem nötigen kulinarischen und wirtschaftlichen Können und zwei guten Prisen Flexibilität und Optimismus, haben Lukas Stappmann und Tim Gebauer genau das richtige Rezept gefunden, das sie zu ihrem Erfolg führte. Und wenn beide mit strahlenden Augen von einer zukünftigen Location in der Innenstadt sprechen, liegt irgendwie bereits in der Luft, dass ihnen dieses Dessert auch gelingen wird.
Mehr über das Wunderwerk gibt es unter www.wunderwerk-catering.de.